Schwarze Engel Flums
Chronik 1954 - 1994
 

 

Die mageren Fasnachtsjahre 1959 - 1968

Aus dieser Zeitspanne sind wenige schriftliche Dokumente vorhanden. Die Wiedergabe des Geschehens stützt sich demnach weitgehend auf Erinnerungen sowie auf einige Fotoaufnahmen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Im Wesentlichen beschränkte sich das Narrentreiben auf eine lose Strassenfasnacht und auf sporadische Auftritte kleiner, durch das Dorf ziehender Gruppen. Ein organisierter Fasnachtsbetrieb herrschte aber nicht. Die Schwarzen Engel versuchten zwar immer wieder das verlorene Fasnachtsfieber durch originelle Aktionen zu wecken. Immerhin erregten sie Mitte der 60er Jahre mit einem Denkmal auf dem Postplatz ein gewisses Aufsehen. Ging es doch um das Hochnehmen einheimischer Politiker. Auch der herumgezogene Freiheitsbaum er zielte die erhoffte Wirkung. War das die Wende zur neuen Fasnacht?
 

Bestärkt von diesem Auftritt meldeten sich die Schwarzen Engel 1966 für das grosse internationale Maskentreffen in Baar an. Aus der Teilnahme wurde aber nichts. Der Veranstalter musste aufgrund einer behördlichen Verfügung den Anlass absagen, da die Umgebung von einer grossen Viehseuche geplagt wurde.
 


Zu Hause prägte der "Hühnermann" das Geschehen. Die Schwarzen Engel zogen erneut durch die Gassen. Erblickten sie geeignete Opfer, rupften sie kurzerhand eine Henne vor der Haustüre dieser Leute und schmorten das zerlegte Tier anschliessend in deren Küche. So kam ein ausgewähltes Publikum zu einem vorzüglichen Hennenschmaus. Dieser Auftritt fand grosse Zustimmung.
 

Jahr 1967

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Kaum waren die ersten Januartage verstrichen, zog es die Schwarzen Engel nach Baar. Diesmal stand dem grossen internationalen Treffen nichts mehr im Wege. Teufel, Wyber, Güggel, Kinderwagen und Butzi aus Flums erfreuten die zahlreichen Zuschauer. Sie butzneten was das Zeug hielt. Daneben knüpften sie aber auch Kontakte zu anderen in- und ausländischen Gruppen, was später Fahrkarten zu verschiedenen Anlässen bedeuten sollte. Zum ersten Mal erhielten die Schwarzen Engel auch eine Spesenentschädigung von immerhin stolzen Fr. 13.20 pro Teilnehmer.
 

Diese Einnahmequelle war aber nicht der Grund, weshalb die Schwarzen Engel in Flums die Bevölkerung mit dem "Goldenen Kalb" überraschten. Viel mehr wollten sie erneut unter Beweis stellen, dass originelle Ideen immer noch Jung und Alt erfreuen können. Ein eigens aus Blech hergestelltes goldfarbenes Kalb wurde auf einem Wagen durch die Strassen gezogen. Durch Drehen einer Kurbel ergoss sich aus dem Kopf des Tieres, welches etwa die Grösse eines halbjährigen Blesses aufwies, eine Brätmasse in den mitgeführten Waschhafen. Die im Wasserbad erhitzten Würstchen mundeten den Zuschauern ausgezeichnet.

Es wurde immer deutlicher. Jedermann wollte wieder eine echte einheimische Fasnacht erleben. Dazu gehört natürlich auch ein traditioneller Umzug. In der Folge richtete ein Mitglied der Schwarzen Engel am 3. März 1967 ein Schreiben an den Gemeinderat, an die Kindergartenkommission sowie an den Wirte- und an. den
Verkehrsverein von Flums. Traurig aber wahr sei es, hiess es im Brief, trotz der zahlreichen einheimischen Larvenschnitzer verweile Flums im Fasnachtsschlaf. Man möge doch von offizieller Seite eine Trägerschaft bilden, welche künftig wieder Umzüge durchführe, dies mit vielen Fussgruppen und alle mit Holzlarven. Mit Singen und Pfeifen könne ausserdem an diesem Anlass Abzeichen und anderes verkauft werden. Dies fülle sowohl das Fasnachtskässeli als auch den Säckel der Gemeinde oder des organisierenden Vereins. Noch besser sei es aber, wenn der Erlös dem Kindergarten zugute käme, wie dies vorbildlicher Weise anlässlich des KIGA-Grümpels vom 14. August 1955 unter der Mitwirkung von Dorfvereinen, Gesellschaften, Firmen und Politikern schon einmal in die Tat umgesetzt wurde. Immerhin hätten damals alle Flumser Herzen höher geschlagen, weil sie bis anhin das schönste Dorffest erleben durften.

Will man des Ergebnis obiger Aufrage in aufsteigender Form wiedergeben, ist als erstes der Wirte-Verein zu erwähnen. Dieser nahm nämlich überhaupt nicht Stellung. Der Verkehrsverein sah sich selbst nicht in der Rolle eines Veranstalters, könne sich aber eventuell finanziell beteiligen, falls die Kassaverhältnisse dies ermögliche. Seitens der Gemeinde- und der Kindergartenbehörden war man ebenfalls der Meinung, dass eine andere Trägerschaft gefunden werden müsse. Und betreffend das "wie" solle man sich ratsamerweise an den für solche Fragen bestens geeigneten Kantonsrat Kurt Bürer von Walenstadt wenden. Hier bedarf es keines weiteren Kommentars, ausser, dass Jahre später ohne ihn doch noch eine Fasnachtsgesellschaft gegründet wurde. Mit Umzügen und vielen Holzlarven. Gewiss eine kleine Genugtuung in den Reihen der Schwarzen Engel.
 

Jahr 1968
In Flums wurde wieder kein Umzug durchgeführt. Die Schwarzen Engel butzneten aber wie gewohnt aus voller Brust.
 


Im 40 km/h-Tempo näherte sich der unbeheizte Bürer-Bus für glatte 325 Franken und mit 29 Schwarzen Engeln dem Städtchen Willisau. Dort trug eine halbe Hundertschaft von Fasnachtsgruppen zum guten Gelingen des internationalen Narrentreffens bei. Erwähnt sei hier ein Müsterchen, welches die Spontanität eines Schwarzen Engels veranschaulicht: Die für den Zunftmeister empfang bestimmte Person beauftragte unmittelbar nach ihrem Namensaufruf in Sekundenschnelle den neben ihr stehenden Kamerad mit der Haltung der Dankesrede und der Überreichung des mitgebrachten Holzlärvlis. Schlotternde Knie hätten diese Massnahme erforderlich gemacht, wie man sagt.

Wie schon in den Jahren zuvor hielten die Schwarzen Engel gegen Jahresende im Hotel Gräpplang eine Zusammenkunft ab. Dort verabschiedete man das künftige Programm und entlastete den Kassier. Ebenso beschloss man, dass die Schwarzen Engel an den drei heiligen Fasnachtsfeiertage an keinen auswärtigen Umzügen teilnehmen und in Flums butznen werden.