Die mageren Fasnachtsjahre
1959 - 1968
Aus dieser Zeitspanne sind wenige schriftliche Dokumente vorhanden. Die
Wiedergabe des Geschehens stützt sich demnach weitgehend auf
Erinnerungen
sowie auf einige Fotoaufnahmen und erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.
Im Wesentlichen beschränkte sich das Narrentreiben auf eine lose
Strassenfasnacht und auf sporadische Auftritte kleiner, durch das Dorf
ziehender Gruppen. Ein organisierter Fasnachtsbetrieb herrschte aber
nicht. Die Schwarzen Engel versuchten zwar immer wieder das verlorene
Fasnachtsfieber durch originelle Aktionen zu wecken. Immerhin erregten
sie Mitte der 60er Jahre mit einem Denkmal auf dem Postplatz ein
gewisses Aufsehen. Ging es doch um das Hochnehmen einheimischer
Politiker. Auch der herumgezogene Freiheitsbaum er zielte die erhoffte
Wirkung. War das die Wende zur neuen Fasnacht?
Bestärkt von diesem Auftritt meldeten sich die Schwarzen Engel 1966 für
das grosse internationale Maskentreffen in Baar an. Aus der Teilnahme
wurde aber nichts. Der Veranstalter musste aufgrund einer behördlichen
Verfügung den Anlass absagen, da die Umgebung von einer grossen
Viehseuche geplagt wurde.
Zu Hause prägte der "Hühnermann" das Geschehen. Die Schwarzen Engel
zogen erneut durch die Gassen. Erblickten sie geeignete Opfer, rupften
sie kurzerhand eine Henne vor der Haustüre dieser Leute und schmorten
das zerlegte Tier anschliessend in deren Küche. So kam ein ausgewähltes
Publikum zu einem vorzüglichen Hennenschmaus. Dieser Auftritt fand
grosse Zustimmung.
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Jahr 1967
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Kaum waren die ersten Januartage
verstrichen, zog es die Schwarzen Engel nach Baar. Diesmal stand dem
grossen internationalen Treffen nichts mehr im Wege. Teufel, Wyber,
Güggel, Kinderwagen und Butzi aus Flums erfreuten die zahlreichen
Zuschauer. Sie butzneten was das Zeug hielt. Daneben knüpften sie aber
auch Kontakte zu anderen in- und ausländischen Gruppen, was später
Fahrkarten zu verschiedenen Anlässen bedeuten sollte. Zum ersten Mal
erhielten die Schwarzen Engel auch eine Spesenentschädigung von immerhin
stolzen Fr. 13.20 pro Teilnehmer.
Diese Einnahmequelle war aber nicht der Grund, weshalb die Schwarzen
Engel in Flums die Bevölkerung mit dem "Goldenen Kalb" überraschten.
Viel mehr wollten sie erneut unter Beweis stellen, dass originelle Ideen
immer noch Jung und Alt erfreuen können. Ein eigens aus Blech
hergestelltes goldfarbenes Kalb wurde auf einem Wagen durch die Strassen
gezogen. Durch Drehen einer Kurbel ergoss sich aus dem Kopf des Tieres,
welches etwa die Grösse eines halbjährigen Blesses aufwies, eine
Brätmasse in den mitgeführten Waschhafen. Die im Wasserbad erhitzten
Würstchen mundeten den Zuschauern ausgezeichnet.
Es wurde immer deutlicher. Jedermann wollte wieder eine echte
einheimische Fasnacht erleben. Dazu gehört natürlich auch ein
traditioneller Umzug. In der Folge
richtete ein Mitglied der Schwarzen Engel am 3. März 1967 ein Schreiben
an den Gemeinderat, an die Kindergartenkommission sowie an den Wirte-
und an. den
Verkehrsverein von Flums. Traurig aber wahr sei es, hiess es im Brief,
trotz der zahlreichen einheimischen Larvenschnitzer verweile Flums im
Fasnachtsschlaf. Man möge doch von offizieller Seite eine Trägerschaft
bilden, welche künftig wieder Umzüge durchführe, dies mit vielen
Fussgruppen und alle mit Holzlarven. Mit Singen und Pfeifen könne
ausserdem an diesem Anlass Abzeichen und anderes verkauft werden. Dies
fülle sowohl das Fasnachtskässeli als auch den Säckel der Gemeinde oder
des organisierenden Vereins. Noch besser sei es aber, wenn der Erlös dem
Kindergarten zugute käme, wie dies vorbildlicher Weise anlässlich des
KIGA-Grümpels vom 14. August 1955 unter der Mitwirkung von Dorfvereinen,
Gesellschaften, Firmen und Politikern schon einmal in die Tat umgesetzt
wurde.
Immerhin hätten damals alle Flumser Herzen höher geschlagen, weil sie
bis anhin das schönste Dorffest erleben durften.
Will man des Ergebnis obiger Aufrage in aufsteigender Form wiedergeben,
ist als erstes der Wirte-Verein zu erwähnen. Dieser nahm nämlich
überhaupt nicht Stellung. Der Verkehrsverein sah sich selbst nicht in
der Rolle eines Veranstalters, könne sich aber eventuell finanziell
beteiligen, falls die Kassaverhältnisse dies ermögliche. Seitens der
Gemeinde- und der Kindergartenbehörden war man ebenfalls der Meinung,
dass eine andere Trägerschaft gefunden werden müsse. Und betreffend das
"wie" solle man sich ratsamerweise an den für solche Fragen bestens
geeigneten Kantonsrat Kurt Bürer von Walenstadt wenden. Hier bedarf es
keines weiteren Kommentars, ausser, dass Jahre später ohne ihn doch noch
eine Fasnachtsgesellschaft gegründet wurde. Mit Umzügen und vielen
Holzlarven.
Gewiss eine kleine Genugtuung in den Reihen der Schwarzen Engel.
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Jahr 1968
In Flums wurde wieder kein Umzug durchgeführt. Die Schwarzen Engel butzneten aber wie gewohnt aus voller Brust.
Im 40 km/h-Tempo näherte sich der unbeheizte Bürer-Bus für glatte 325
Franken und mit 29 Schwarzen Engeln dem Städtchen Willisau. Dort trug
eine halbe Hundertschaft von Fasnachtsgruppen zum guten Gelingen des
internationalen Narrentreffens bei. Erwähnt sei hier ein Müsterchen,
welches die Spontanität eines Schwarzen Engels veranschaulicht: Die für
den Zunftmeister empfang bestimmte Person beauftragte unmittelbar nach
ihrem Namensaufruf in Sekundenschnelle den neben ihr stehenden Kamerad
mit der Haltung der Dankesrede und der Überreichung des mitgebrachten
Holzlärvlis. Schlotternde Knie hätten diese Massnahme erforderlich
gemacht, wie man sagt.
Wie schon in den Jahren zuvor hielten die Schwarzen Engel gegen
Jahresende im Hotel Gräpplang eine Zusammenkunft ab. Dort verabschiedete
man das künftige
Programm und entlastete den Kassier. Ebenso beschloss man, dass die
Schwarzen Engel an den drei heiligen Fasnachtsfeiertage an keinen
auswärtigen Umzügen
teilnehmen und in Flums butznen werden.
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