Schwarze Engel Flums
Chronik 1954 - 1994
 

 

Fasnachtsjahre 1974 - 1976

Das Jahr begann wie gewohnt. Nichts Neues in Flums. Wieder kein stattlicher Holzlarvenumzug, dafür einmal mehr streunende Butzi in den Strassen. Die Schwarzen Engel legten zwar in Flums und in Unterägeri ihre Geissfelle und die mehrheitlich von Hugo Reichlin geschnitzten Teufelslarven an. Zu mehr liessen aber auch sie sich nicht bewegen. Dann kehrte wieder Ruhe ein.



Die Teufel der Schwarzen Engel
 

Wie der Schein trügen kann. Für die Schwarzen Engel begann in der Folge eine wahre Blütenzeit. Den Anfang machte nämlich am 27. August ein Ereignis auf dem Schloss Sargans. Dort versammelte sich eine nationalrätliche Kommission, welche sich über die Strassenverhältnisse im Sarganserland informieren wollte. Zu diesem Anlass erschien auf Einladung von Nationalrat Kurt Bürer auch eine Delegation der Schwarzen Engel.

Sie mussten vor der Prominenz butznen und diese von der Notwendigkeit der Walenseeautobahn überzeugen. Sie lösten ihre Aufgabe so gut, dass sie sich noch nicht nach Hause aufmachten. Sie butzneten wie die wilden in verschiedenen Talgemeinden bis in die Abendstunden. Für den Gemeindeammann von Mels schien der Monat August zum "Huttlimachen" aber nicht der geeignetste zu sein Er putzte die Schwarzen Engel prompt wegen Unfugs mit 4 mal 30 Franken.
 


Das Ausmass dieses Aktes konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden. Zweifelsohne würden die Schwarzen Engel auf dieses Ereignis zurückkommen. Damit war das Jahr für die Schwarzen Engel aber noch nicht beendet. Ein neuer Höhepunkt stand noch bevor.


Auf Einladung von Hugo Reichlin versammelten sich am 30. November 1974 die Schwarzen Engel im Pöstlikeller in Flums. Die erschienenen 24 Gäste nahmen an der ersten Käfig-Öffnete teil. Sie wurden Zeugen eines einzigartigen Ereignisses. Im Mittelpunkt dieses Anlasses stand einerseits das Öffnen der fünf Schlösser eines Käfigs, in welchem Hexe, Narrenbecher und Narrenstab ausserhalb der Fasnachtszeit eingeschlossen bleiben. Dazu wurde ein Prolog vorgelesen. Dieser weist auf Sinn und Zweck dieses Tuns hin. Andererseits wählten und inthronisierten die Schwarzen Engel zum ersten Mal einen Hofnarren. Die Ehre kam dem im Glarnerland lebenden Appenzeller zu. Cocco l. dankte den Anwesenden für seine Wahl mit einem eigens komponierten Lied - Flumser sind halt Pumser - Auch erwies sich Cocco l. als ein hervorragender Schnitzelbänkler und Musiker universaler Grösse.

Jahr 1975

Da in Flums wieder kein Umzug durchgeführt wurde, nahmen die Schwarzen Engel gleich an zwei Umzügen ausserhalb des Sarganserlandes teil. Zuerst zog es die Heimweh-Engel einmal mehr nach Baar und schliesslich nach Rorschach.

Am Aschermittwoch fanden sich die Schwarzen Engel, zum Teil mit heiseren Stimmen, lädierten Knien und sonstigen Bläuelen im Pöstlikeller wieder. Anlass gab die erste Käfig-Bschlüssete. Mit einigen Tropfen Rotwein und bei Kerzenlicht erlebten sie die letzten Stunden der Fasnacht im Weinkeller. Dann legte man Hexe, Narrenbecher und Narrenstab unter fürchterlichem Heulen und Wehklagen der draussen vor der geschlossenen Weinkellertüre weilenden Weibsbilder in das Verliess. Fünf auserwählte Schwarze Engel sperrten den Käfig mit dicken Holzbalken zu und schlossen fünf Schlösser sorgfältig ab. Ein jeder nahm darauf den Schlüssel bis zur nächsten Käfig-Öffnete in Obhut.


Im August bestand wieder Grund zu einer Zusammenkunft. Dies mal traf man sich auf dem Schloss Sargans. Gefeiert wurde mit einem Gansessen der erste Jahrestag der geputzten Butzi von Mels. Das Fest verlief dermassen genüsslich, dass sie auf der Stelle beschlossen, jedes Jahr zur Erinnerung ein Gansessen durchzuführen.

Am letzten Novembersamstag lud man zur zweiten Käfig-Öffnete ein. 31 Personen wurden wiederum Zeuge von der Befreiung der Hexe aus dem dunklen Verliess. Mit der Wahl des zweiten Hofnarren, in der Person von Loop Franz, genannt Franz l, konnte der Startschuss zur Fasnacht 1976 gegeben werden. Es lebe die Fasnacht, freuten sie sich.

Für die Schwarzen Engel ging ein sehr schönes Jahr zu Ende.

Jahr 1976

In Flums nichts neues, dafür in Salem. Im Februar reisten die Schwarzen Engel erneut ins Ausland. Salems Bevölkerung und im Besonderen Tante Elsa nahmen die seltsamen Gestalten aus Flums ausserordentlich herzlich auf Am Zunftmeisterempfang war gar die kaiserliche Hoheit anwesend. Der in glücklichen Umständen stehenden Frau Hoheit empfahlen sich die Schwarzen Engel als Taufgötti in corpore, was das adlige Protokoll leider nicht zuliess. Ein Wiedersehen war auf jeden Fall beschlossene Sache.

Wie gewohnt schlossen die Schwarzen Engel nach dem Aschermittwoch den Käfig und beauftragten weitere fünf Mannen mit der Obhut der Käfig-Schlüssel. Ebenso führte man das bereits traditionelle Gansessen auf Schloss Sargans durch. Der mit Schild und Schwert bewaffnete, einheimische Historiker Toni Stucky ernannte Hugo Reichlin dabei zum ersten Schlossnarr von Sargans.
 


Ein Novum stellte in diesem Jahr die erste Weinprobe dar. Im Pöstlikeller degustierten die Schwarzen Engel etliche weisse und rote Weine. Natürlich durfte man die Etikette nicht erkennen. Durch verteilen von Punkten konnte schliesslich der weisse und der rote Gewinner ermittelt werden. So stand für die kommende Narrenzeit ein eigener Wein zur Verfügung. Hugos Holzlarve - das Rätschwyb - wurde Sujet für die Weinetikette. Auf dieser lesen sich folgende Worte:
Flumser Fasnächtler und Masken freunde haben diesen Tropfen degustiert und als recht befunden, auf das er Vater aller guten Dinge werde, Brauchtum erhalte und Menschen glücklich mache.

Von da an wollte ein jeder glücklich sein, sogar mit einem Rätschwyb.

Den Jahresabschluss bildete erneut die Käfig-Öffnete. Nach gleichem Ritual befreiten die Schwarzen Engel unter der Anleitung des amtierenden Hofnarren Franz I die Hexe aus dem Verliess und wählten den neuen Hofnarren. Diesmal konnte sich Rupf Pius, Pius 1 inthronisieren lassen.