Fasnachtsjahre 1974 -
1976
Das Jahr begann wie gewohnt. Nichts Neues in Flums. Wieder kein
stattlicher Holzlarvenumzug, dafür einmal mehr streunende Butzi in den
Strassen. Die Schwarzen Engel legten zwar in Flums und in Unterägeri
ihre Geissfelle und die mehrheitlich von Hugo Reichlin geschnitzten
Teufelslarven an. Zu mehr liessen aber auch sie sich nicht bewegen. Dann
kehrte wieder Ruhe ein.
Die Teufel der Schwarzen Engel
Wie der Schein trügen kann. Für die Schwarzen Engel begann in der Folge
eine wahre Blütenzeit. Den Anfang machte nämlich am 27. August ein
Ereignis auf dem
Schloss Sargans. Dort versammelte sich eine nationalrätliche Kommission,
welche sich über die Strassenverhältnisse im Sarganserland informieren
wollte. Zu diesem Anlass erschien auf Einladung von Nationalrat Kurt
Bürer auch eine Delegation der Schwarzen Engel.
Sie mussten vor der Prominenz butznen und diese von der Notwendigkeit
der Walenseeautobahn überzeugen. Sie lösten ihre Aufgabe so gut, dass
sie sich noch nicht nach Hause aufmachten. Sie butzneten wie die wilden
in verschiedenen Talgemeinden bis in die Abendstunden. Für den
Gemeindeammann von Mels schien der Monat August zum "Huttlimachen" aber
nicht der geeignetste zu sein Er putzte die Schwarzen Engel prompt wegen
Unfugs mit 4 mal 30 Franken.
Das Ausmass dieses Aktes konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht
abgeschätzt werden. Zweifelsohne würden die Schwarzen Engel auf dieses
Ereignis zurückkommen. Damit war das Jahr für die Schwarzen Engel aber
noch nicht beendet. Ein neuer Höhepunkt stand noch bevor.
Auf Einladung
von Hugo Reichlin versammelten sich am 30. November 1974 die Schwarzen
Engel im Pöstlikeller in Flums. Die erschienenen 24 Gäste nahmen an der
ersten Käfig-Öffnete teil. Sie wurden Zeugen eines einzigartigen
Ereignisses. Im Mittelpunkt dieses Anlasses stand einerseits das Öffnen
der fünf Schlösser eines Käfigs, in welchem Hexe, Narrenbecher und
Narrenstab ausserhalb der Fasnachtszeit eingeschlossen bleiben. Dazu
wurde ein Prolog vorgelesen. Dieser weist auf Sinn und Zweck dieses Tuns hin. Andererseits wählten und inthronisierten die Schwarzen Engel
zum ersten Mal einen Hofnarren. Die Ehre kam dem im Glarnerland
lebenden Appenzeller zu. Cocco l. dankte den Anwesenden für seine Wahl
mit einem eigens komponierten Lied - Flumser sind halt Pumser - Auch
erwies sich Cocco l. als ein hervorragender Schnitzelbänkler und Musiker
universaler Grösse.
Jahr 1975
Da in Flums wieder kein Umzug durchgeführt wurde, nahmen die Schwarzen
Engel gleich an zwei Umzügen ausserhalb des Sarganserlandes teil. Zuerst
zog es die
Heimweh-Engel einmal mehr nach Baar und schliesslich nach Rorschach.
Am Aschermittwoch fanden sich die Schwarzen Engel, zum Teil mit heiseren
Stimmen, lädierten Knien und sonstigen Bläuelen im Pöstlikeller wieder.
Anlass gab die erste Käfig-Bschlüssete. Mit einigen Tropfen Rotwein und
bei Kerzenlicht erlebten sie die letzten Stunden der Fasnacht im
Weinkeller. Dann legte man Hexe, Narrenbecher und Narrenstab unter
fürchterlichem Heulen und Wehklagen der draussen vor der geschlossenen
Weinkellertüre weilenden Weibsbilder in das Verliess. Fünf auserwählte
Schwarze Engel sperrten den Käfig mit dicken Holzbalken zu und schlossen
fünf Schlösser sorgfältig ab. Ein jeder nahm darauf den Schlüssel bis
zur nächsten Käfig-Öffnete in Obhut.
Im August bestand wieder Grund zu einer Zusammenkunft. Dies mal traf man
sich auf dem Schloss Sargans. Gefeiert wurde mit einem Gansessen der
erste
Jahrestag der geputzten Butzi von Mels. Das Fest verlief dermassen
genüsslich, dass sie auf der Stelle beschlossen, jedes Jahr zur
Erinnerung ein Gansessen durchzuführen.
Am letzten Novembersamstag lud man zur zweiten Käfig-Öffnete ein. 31
Personen wurden wiederum Zeuge von der Befreiung der Hexe aus dem
dunklen Verliess.
Mit der Wahl des zweiten Hofnarren, in der Person von Loop Franz,
genannt Franz l, konnte der Startschuss zur Fasnacht 1976 gegeben
werden. Es lebe die Fasnacht, freuten sie sich.
Für die Schwarzen Engel ging ein sehr schönes Jahr zu Ende.
Jahr 1976
In Flums nichts neues, dafür in Salem. Im Februar reisten die Schwarzen
Engel erneut ins Ausland. Salems Bevölkerung und im Besonderen Tante
Elsa nahmen die seltsamen Gestalten aus Flums ausserordentlich herzlich
auf Am Zunftmeisterempfang war gar die kaiserliche Hoheit anwesend. Der
in glücklichen Umständen stehenden Frau Hoheit empfahlen sich die
Schwarzen Engel als Taufgötti in corpore, was das adlige Protokoll
leider nicht zuliess. Ein Wiedersehen war auf jeden Fall beschlossene
Sache.
Wie gewohnt schlossen die Schwarzen Engel nach dem Aschermittwoch den
Käfig und beauftragten weitere fünf Mannen mit der Obhut der
Käfig-Schlüssel. Ebenso führte man das bereits traditionelle Gansessen
auf Schloss Sargans durch. Der mit Schild und Schwert bewaffnete,
einheimische Historiker Toni Stucky ernannte Hugo Reichlin dabei zum
ersten Schlossnarr von Sargans.
Ein Novum stellte in diesem Jahr die erste Weinprobe dar. Im
Pöstlikeller degustierten die Schwarzen Engel etliche weisse und rote
Weine. Natürlich durfte man die Etikette nicht erkennen. Durch verteilen
von Punkten konnte schliesslich der weisse und der rote Gewinner
ermittelt werden. So stand für die kommende Narrenzeit ein eigener Wein
zur Verfügung. Hugos Holzlarve - das Rätschwyb - wurde Sujet für die
Weinetikette. Auf dieser lesen sich folgende Worte:
Flumser Fasnächtler und Masken freunde haben diesen Tropfen degustiert
und als recht befunden, auf das er Vater aller guten Dinge werde,
Brauchtum erhalte und Menschen glücklich mache.
Von da an wollte ein jeder glücklich sein, sogar mit einem Rätschwyb.
Den Jahresabschluss bildete erneut die Käfig-Öffnete. Nach gleichem
Ritual befreiten die Schwarzen Engel unter der Anleitung des amtierenden
Hofnarren
Franz I die Hexe aus dem Verliess und wählten den neuen Hofnarren.
Diesmal konnte sich Rupf Pius, Pius 1 inthronisieren lassen.
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