Schwarze Engel Flums
Chronik 1954 - 1994
 

 

Fasnachtsjahre 1989 - 1994

Die Mitgliederzahl der Schwarzen Engel nahm weiterhin zu. Was anfänglich zu kleineren und grösseren Wortscharmützeln führte, setzte sich auch in diesem
Kreise in die Tat um. Im Sinne der Gleichberechtigung von Mann und Frau butznen heute die Narren und Närrinnen ausserhalb von Flums an getrennten Orten.
Essen könne man schliesslich zu Hause, sagen die Einen. Andere wiederum beklagen das Heimweh.
 


Doch für alle Fälle hilft in einem solchen Moment der Hofnarr. Gemeint ist hier aber nicht eine Person aus den eigenen Reihen, sondern das gleichnamige gelbe Schnäpschen aus dem Pöstlikeller. Das Gebräu tröstet bei Heimweh, lindert Gebresten und wärmt kalte Füsse, so steht es immerhin auf der Etikette. Also mehrere Schlückchen in Ehren dachten sich die Chrüterwyber an den
Umzügen in Dottikon, Willisau, Lenggenwil und Rorschach, sowie die Schwarzen Engel im deutschen Obernheim, Biberach, Rottweil sowie daheim in Küsnacht, Lenggenwil und Dottikon.

Zu den liebgewordenen Sujets der Teufel, Chrüter- und Chäswyber gesellten sich immer wieder verschiedene Einzelmasken. So beklatschten die Zuschauer zum Beispiel den Schneedieb, das dreibeinige Wyb, das Sextelefon, den Liechtensteinischen Zöllner, die Weltmeister im Velofahren oder den Papagei mit seinem Herrchen. Ausserdem warteten die Schwarzen Engel mit gelungenen Wagennummern auf. Grosses Gaudi bewirkte die Rasierstube, der Bürdeliwagen, die Spitalnester oder auch die von Frauen heiss begehrten Laubsäcke.


Schneedieb


Chrüterwyb


Veloferien

Schwarze Engel Flums Dreibeiniges Wyb
Dreibeiniges Wyb

Schwarze Engel Flums Laubsackgelage
Laubsackgelage

Schwarze Engel Flums Rennfahrer mit Holzvelo
Rennfahrer mit Holzvelo


Fasnachtswagen - Bart ab!


Bürdeliwagen

 

 

Am Fasnachtssamstag 1990 gastierte Gala für Stadt und Land des Schweizer Fernsehens in Sargans. Nebst vielen Gruppen aus der Region gaben auch die
Schwarzen Engel ihr Bestes vor den laufenden Kameras. So wohl das Auftreten der wilden Teufel, der Chrüter- und Chäswyber als auch des Geldscheissers, des Vogelhändlers, des Pfannenflickers und des Hühnermannes bleiben nicht nur für die Zuschauer in bester Erinnerung.


Natürlich liessen sich die alteingesessenen Bräuche der Fahrt ins Blaue und des Holzertagen nicht gänzlich auf das Nebengleis stellen Im Jahre 1991 sah man sich plötzlich im Zürcher Zoo wieder. Bestaunt wurden neben den Tieren auch die Vielzahl von Paul Strassmann Masken im unterirdischen Maskenmuseum des Urdorfers Heinz Josef Wissmanns. Ehrensache der Hofnarren ist es auch, an Wochenbetten zu stehen und Müttern von Hofnärrchen mit Blumen zu beschenken. Nicht weg zu denken sind die Gala tragenden Männer sowie die Schwarzen Engel mit ihren Chrüterwyber an Hochzeiten und Geburtstagsfeiern. Dies frei nach dem Motto "feste heute, katere morgen". Auf der Molseralp feierte man gemeinsam den 100. Geburtstag des Althotelliers Albert Güller.


Unten in Flums musste sich der Briefträger an die neue Strassenbezeichnung "Hofnarrennest" gewöhnen. Übrigens wurden die Schwarzen Engel seit Salem bis heute immer noch nicht als Taufpaten in corpore angefragt.


Brautpaar mit Schwanen Engel


Ehrenfahnengotte

Eine triste Begebenheit spielte sich anlässlich der Käfig-Öffnete 1992 ab. Der dort vorgeschlagene und mit grossem Beifall gewählte neue Hofnarr lehnte sein
ehrenvolles Mandat aus privaten Gründen ab. Deshalb amtete der bisherige Hofnarr eine weitere Periode. Im Hofnarrentopf rührten der Reihe nach - 1989 Pfister Heinz (Heinrich l.) 1990 Messikommer Andreas (Andreas l.), 1991 und 1992 Senti Richard (Richard l.) und 1993 Reichlin Ewald (Ewald l.). Für das 40. Jubiläumsjahr wurde Marquart Thomas (Thomas l.) einstimmig auserkoren. Er repräsentiert dem entsprechend den 20. Hofnarren der Schwarzen Engel von Flums.

In all den Jahren hat sich das Zeremoniell der Käfig-Öffnete laufend den aktuellen Bedürfnissen angepasst. An dieser Stelle sei dieses kurz dargestellt. Jeweilen am letzten Novembersamstag, pünktlich zum achten Nachmittagschrei, eröffnet der Zeremonienmeister im Pöstlikeller die Käfig-Öffnete im Beisein von etwa 70 Schwarzen Engeln, deren Frauen und Gästen. Der vorgelesene Prolog gibt Auskunft, weshalb der letzte Novembersamstag der geeignetste Termin der Fasnachtseröffnung darstellt. Die fünf Schlüsselgewaltigen ziehen sich ihre blauen Blusen an und genehmigen mit Bedacht ein Fläschchen Rätsch-Wyb. Darauf öffnen sie der Reihe nach Schloss um Schloss des Narrenkäfigs. Dabei werden den Anwesenden Sinn und Zweck von fünf Narrenfiguren näher gebracht. Junge Fasnacht sei gegrüsst, stimmen alle an, wenn Hexe, Narrenbecher und Narrenstab ans Tageslicht gebracht werden.


Geschenkte süsse Kleinigkeit

In dieser Feierstunde werden auch Geschenke ausgetauscht, Dankesworte gesprochen, Mitteilungen bekannt gegeben - letztlich ein Telegramm russischer Fasnachtsfreunde aus Moskau vorgelesen - und auch Ehrungen vorgenommen.


Zunftmeister aus Urdorf

Sogleich beginnen die Vorbereitungen für die Wahl des neuen Hofnarres. Nachdem der Thronsessel bereitgestellt, der abtretende Hofnarr seine Wehmut über das
verflossene Amtsjahr losgeworden ist, wird das Siegel der Bschluss-Truggä gebrochen. Gespannt warten alle An wesenden auf die Bekanntgabe des
Vorschlages für den neuen Würdenträger.


Wer ist es?


Weiss es auch nicht!

Falls keine anderen Namensrufe erfolgen, schreitet man zur Wahl. Darauf werden dem Gewählten die Pflichten eines Hofnarrs vorgelesen, welche dieser mit der Hand auf der Brust anzunehmen hat.


Die schönsten Frauen im Keller kleiden den neuen Hofnarren ein. Ein jeder erweist diesem schliesslich die Ehre mit Knicks und mit der Kredenzung eines
Schlückchens aus dem Narrenbecher.

Zur Geisterstunde wird es noch einmal spannend. Dann beginnt nämlich das Narrengericht. Schwarze Engel und Chrüterwyber, welche sich etwas zu Schulden kommen liessen, werden in die Zwinge oder die Wybertrugge genommen.

Nach heftiger Gerichtsverhandlung kommt es schliesslich zur Urteilsverkündung Einst verlor ein Schlüsselgewaltiger seinen Käfigschlüssel Die Öffnung war dadurch stark in Frage gestellt. Man stelle sich vor, die Fasnacht hätte nicht stattfinden können. In der Zwinge befindend, stach man dem Angeklagten kurzerhand ein passendes Loch in eines seiner Ohrläppchen und hängte dort einen kleinen Schlüssel ein.
Vergessen wird er dies wohl nicht mehr so geschwind.

Zu erwähnen gilt es auch den Kellermeister mit seinen Mund schenken, welche die Anwesenden ständig à diskrétion zu bewirten haben.


Kellermeister mit Mundschenken


Verpflegungstrio

Schwarze Engel Flums Hofnarrenmusik
Hofnarrenmusik


Verstärkung aus Luzern

Schwarze Engel Flums Cocco l.
Verstärkung aus dem Glarnerland

Im Weiteren amtet auch ein Pförtner. Er schliesst während der Hofnarrenwahl alle Türen ab, damit ja keine Seele von aussen das Prozedere beeinflussen kann. Der Träger des goldenen Löffels sorgt sodann mit seinen Mannen für das leibliche Wohl der Gäste. Und gäbe es unsere Hofnarrenmusik nicht, die Käfigöffnete wäre nur halb so schön! Deren Klänge verleiten die Anwesenden immer wieder zum gemütlichen Tänzchen und zum überhögglen. Allen sei herzlich gedankt.

Zum Schluss sei noch ein Wunsch angeführt. Nicht Dein Käse macht mich an, verehrtes Chäswyb. Nein...

Schwarze Engel Flums Chäswyb

Liebes Hedy, Deine Rosen-Chüechli sind für die Gaumen der Schwarzen Engel halt immer noch die Besten.

Loop Hedy