Chronik
Jahre 1954 - 2024
Chronik 70 Jahre Schwarze Engel.pdf (28.62MB)
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Jahre 1954 - 2024
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Chronik Teil I.
Jahre 1954 - 1994
Chronik Schwarze Engel Teil 1 .pdf (15.36MB)
Chronik Teil I.
Jahre 1954 - 1994
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Chronik Teil II.
Jahre 1994 - 2014
Chronik Schwarze Engel Teil 2 .pdf (4.89MB)
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Jahre 1994 - 2014
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Chronik Teil III.
Jahre 2014 - 2024
Chronik Schwarze Engel Teil 3 .pdf (6.13MB)
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Jahre 2014 - 2024
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Jahr 1954

Die einstmals bestehende Flumser Strassenfasnacht existierte praktisch nicht mehr. Das Fasnachtsbrauchtum drohte vollends zu verschwinden. In dieser Notsituation standen 15 wackere Mannen zusammen und taten den Willen kund, diesem Missstand entgegenzutreten. Also beschlossen sie, die alten Fasnachtsbräuche neu und bleibend zu beleben. Mit möglichst kleinem organisatorischem Aufwand glaubten diese Männer etwas Leben und Ordnung in die damals richtungslose Flumser Strassenfasnacht zu bringen. Die Geburtsstunde der Schwarzen Engel hatte geschlagen.

Die Vorbereitungen trafen sie in der Schreinerei von Gantner Franz. Rund um den Leimofen übte man den Marschschritt zu Klängen aus den eigenen Reihen. Das Orchester umfasste nämlich Handorgel, Bass und Trompete für Geübte und Kartoninstrumente für Bemühte. Da eine Pauke weder zur Verfügung stand noch eine solche ausgeliehen werden konnte, stellte sie Gantner Franz kurzerhand aus Pavatex her. Diese und die Cinellas aus Blech gaben dann den nötigen Takt an. Einige wurden zudem beauftragt, kurze Ansprachen oder Reden vorzubereiten.

Am Fasnachtssonntag vom 28. Februar und am darauffolgenden Montag zogen sie hinter ihrem Lautsprecherwagen in Flums von Ort zu Ort. In schwarze Hosen gekleidet und mit Frack und Zylinder bestückt, gaben sie Platzkonzerte.

Ihre eingeübten Reden aber hielten sie auf dem Wagen, stramm am Rednerpult stehend - so zum Beispiel "Bahnen und Bähnli". Daneben butzneten sie in einfachen Huttlen und Holzlarven wie früher. Ausserdem verkauften sie selbsthergestellte Keramiklärvli zu je einem Franken. So kamen stolze 670 Franken und 15 Rappen in die noch jungfräuliche Vereinskasse, wovon allerdings gute 270 Franken für Auslagen aufgewendet werden mussten. Allein die Miete der Lautsprecheranlage für welche drei Schwarze Engel Bürgschaft leisten mussten, kostete 45 Franken. Trotzdem ein Erfolg, wo doch überall das Geld knapp war. Das erste Bankbüchlein mit 400 Franken Vortrag wurde somit Tatsache. Später sollte dieses jedoch nochmals für einigen Wirbel sorgen. Begeisternd und allseitig befriedigend war sie also, diese erste organisierte Flumser Strassenfasnacht und erst noch sauber und anständig.



 Jahr 1955


Mit diesem Jahr kam die erste Bewährungsprobe. Die Mannen rüsteten sich für das Fasnachtsereignis 1955. Unter dem Motto "Die Schwarzen Engel helfen dem Kindergarten" veranstalteten sie einen Wettbewerb. Zu bestimmen galt es das Alter des Clowns Carlo. Mit 50 Rappen war jedermann dabei. Eine Riesenwurst, welche immerhin einen Wert von 15 Franken darstellte, lockte unter anderem als Gewinn. Sie befestigten diese auf einem Kartondeckel, der seinerseits an einer Holzstange montiert am Umzüglein mitgetragen wurde. Dem Kindergarten konnten so stattliche 200 Franken über geben werden. Für die eigene Vereinskasse verkauften sie wiederum Tonlärvli, diesmal noch mit einem Kopftuch verschönert. 

Sozusagen im Übermut einer noch jungen Gruppe beteiligten sie sich am 14. August 1955 am KIGA - Umzug (Kindergarten-Umzug). Dieses Datum ist insofern von Bedeutung, weil sie an dieser Veranstaltung die Gelegenheit wahr nahmen, stolz eine Fahre der Schwarzen Engel mit sich zu führen.


 

Jahr 1956

Schon recht früh begannen die Schwarzen Engel mit den Vorarbeiten der diesjährigen Fasnacht. Am 12. Januar 1956 reichten sie nämlich dem Gemeinderat ein Gesuch ein. Es sei die Bewilligung zu erteilen, den mitten auf dem Postplatz stehenden Birnbaum durch die Schwarzen Engel fällen und beseitigen zu lassen. Als Gegenleistung sei man bereit, an einem von der Gemeinde zu bestimmenden Ort einen neuen Baum zu pflanzen.  Nach langem hin und her wurde schliesslich die gewünschte Bewilligung erteilt.

Vor vielen begeisterten Zuschauern liessen die Schwarzen Engel am Fasnachtssonntag den Worten Taten folgen. Der Birnbaum wurde fachmännisch und mit dem üblichen Drum und Dran ins Reich des ewigen Holzes überführt (Anmerkung: Der Baum Birnbaum mit Todesurteil hätte ohnehin gefällt werden müssen).

Gleichentags transportierten die Schwarzen Engel auf einem Lastwagen eine vier Meter hohe Gipsfigur an. Sie stellte die Justitia mit der Waage in der Hand dar und wurde mitten auf dem Postplatz aufgestellt und erst vor Ostern wieder entfernt.

Die Figur sollte Symbol für den Streit sein, der wegen den geplanten Neubauten des Waffenplatzes und des Spitals zwischen Flums und Walenstadt ausgebrochen war. Der grosse Beifall bestätigte die gelungene Idee und war Lohn für die enorme Arbeit der Fasnächtler.

Auch in diesem Jahr verkauften die Schwarzen Engel selbstgemachte Abzeichen. Diesmal waren es handbedruckte Tüchlein, gedacht als "Boschettli".

Noch ein weiteres Kapitel schrieben die Schwarzen Engel an dieser Fasnacht Nachdem seit Jahren wegen ewigen Streitereien und auch Gerichtssachen im Sarganserland keine Fasnachtszeitungen mehr erschienen, entschlossen sie sich, eine solche Geburt wieder zu riskieren. Unter dem Namen "D'Hächlä" bestimmt für Flums, Mels und Walenstadt, erschien am Sonntag die erste Nummer mit einer Auflage von 400 Exemplaren Innert kurzer Zeit wurden alle Zeitungen verkauft. Sowohl der Mann auf der Strasse als auch die Schreiberlinge waren zufrieden. Wohl bekomm's!



Jahr 1957

Noch früher als sonst trafen die Schwarzen Engel die Vorbereitungen für das diesjährige Fasnachtsereignis. Noch im alten Jahr begannen sie mit der Mast eines Schweines. Dann, am 11. Februar 1957, wurde das Ergebnis ihrer Bemühungen auf der Waage augenfällig. Der Waagschein bestätigte gute 66 Kilogramm Lebendgewicht. Dieser Schein rückte später aber noch einmal ins Rampenlicht. Die Anfragen der Schwarzen Engel zur Benützung des gemeinde eigenen Suppenkessels wurde positiv beantwortet. Demzufolge spiesste man das zuvor gesottene Schwein auf und zog mit ihm am 3. März quer durch Flums.

An Ort und Stelle wurde dann das Schwein zerlegt und stückweise an die zahlreichen Zuschauer verkauft. Für die Kinder gab es Wurst und Brot, gratis, wie es sich gehört.

Die Schwarzen Engel waren als Neger verkleidet und selbstverständlich mit den nötigen Blechtrommeln ausgerüstet. Zwischendurch hielt man still und verlas gewisse Texte. Diese sagten die blühende industrielle Zukunft von Flums in den buntesten Farben und in blühender Phantasie voraus. Ausserdem veräusserten sie selbstgegossene Abzeichen aus Blei und brachten die zweite Auflage der "D'Hächla" zum Verkauf Ende gut, alles gut könnte man meinen.

In der zweiten Jahreshälfte machten sich Unstimmigkeiten bemerkbar. Was seit eh und je selbstverständlich war, schien plötzlich nicht mehr zu gelten. Gemeint ist die Zusammengehörigkeit der Schwarzen Engel unter dem Mantel einer Gemeinschaft, bei der Treu und Glauben oberstes Gebot war. So bildeten sich innerhalb der eigenen Reihen kleine Gruppen. Ideen und Einfallsreichtum ist halt nicht jedermanns Sache. Und so kam es, wie es kommen musste. Am 18. September 1957 wurde kurzfristig und bis dato zur ersten Hauptversammlung der Schwarzen Engel eingeladen. 9 von 15 Mitglieder nahmen daran teil. Als Tagespräsident amtete Fritz Suter und als dessen Aktuar Alois Stählt Der bisherige Kassaführer Hugo Reichlin nahm an diesem Anlass nicht teil. Dies gab einen besonderen Grund zur Diskussion. Laut Protokoll palaverte man heftig über die Auflösung der Schwarzen Engel, was dann in der Folge nach gestelltem Antrag auch beschlossen wurde. Das Vermögen sollte nach der Dauer der Zugehörigkeit zum Verein an die Mitglieder aufgeteilt und ausbezahlt werden. Da der Kassaführer nicht anwesend war, hatte man keine Kenntnisse über die Vermögensverhältnisse. Deshalb gipfelte die Versammlung gar in der Bevollmächtigung von Paul Manhart, Re und Franz Aschwanden zur gerichtlichen Ahndung des Säckelmeisters, im Falle dessen Einsichtsverweigerung ins Kassawesen_ Am 21_ September 1957 erwirkte Paul Manhart dann auch vom Bezirksgerichtspräsidenten Paul Good mittels eines Amtsbefehls die Herausgabe aller Kassabüchlein und die Sperrung der Bankguthaben. Hugo Reichlin nahm die Aufforderung zur Stellungnahme wahr. Aufgrund dieser Rückäusserung und der Richtigstellung der Sachlage stellte der Bezirksgerichtspräsident am 6.. Dezember 1957 die Makellosigkeit der Kassa und der Geschäftsführung fest.

Die beige brachten Beweismittel, wie auch der Waagschein des Schweines (Umzug 1957), liessen keinerlei Zweifel an der Richtigkeit mehr offen. An dieser Sitzung nahmen ausser Hugo Reichlin auch noch Fritz Suter und Franz Aschwanden teil. Wie an der Verhandlung vereinbart, wurde darauf das Vermögen nach besagtem Schlüssel aufgeteilt, die Auszahlung aber auf das neue Jahr verschoben.

 




Jahr 1958

Nach den unverständlichen und bedauernswerten Ereignissen des vergangenen Jahres wurde der letzte Akt zur vermeintlichen Auflösung der Schwarzen Engel eingeläutet. Im Titel eines Unterschriftsbogens war von der Auflösung der Gesellschaft, gemeint die Schwarzen Engel, die Rede. Das war aber nicht im Sinne von Hugo Reichlin und einigen anderen Mitgliedern. Des halb musste Fritz Suter eine Erklärung unterschreiben.
Am 2. Februar 1958 übernahm Fritz Suter von Hugo Reichlin gegen Quittung 467 Franken und 50 Rappen für die Auszahlung der scheidenden 11 Mitglieder.

Für die nächsten Jahre bedeutete dies ein Kochen auf Sparflamme in der Fasnachtstätigkeit, nicht aber das Begräbnis der Schwarzen Engel.


 


Die mageren Fasnachtsjahre 1959 - 1966

 

Aus dieser Zeitspanne sind wenige schriftliche Dokumente vorhanden. Die Wiedergabe des Geschehens stützt sich demnach weitgehend auf Erinnerungen sowie auf einige Fotoaufnahmen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Im Wesentlichen beschränkte sich das Narrentreiben auf eine lose Strassenfasnacht und auf sporadische Auftritte kleiner, durch das Dorf ziehender Gruppen. Ein organisierter Fasnachtsbetrieb herrschte aber nicht. Die Schwarzen Engel versuchten zwar immer wieder das verlorene Fasnachtsfieber durch originelle Aktionen zu wecken. Immerhin erregten sie Mitte der 60er Jahre mit einem Denkmal auf dem Postplatz ein gewisses Aufsehen. Ging es doch um das Hochnehmen einheimischer Politiker. Auch der herumgezogene Freiheitsbaum er zielte die erhoffte Wirkung. War das die Wende zur neuen Fasnacht?

Bestärkt von diesem Auftritt meldeten sich die Schwarzen Engel 1966 für das grosse internationale Maskentreffen in Baar an. Aus der Teilnahme wurde aber nichts. Der Veranstalter musste aufgrund einer behördlichen Verfügung den Anlass absagen, da die Umgebung von einer grossen Viehseuche geplagt wurde.

Zu Hause prägte der "Hühnermann" das Geschehen. Die Schwarzen Engel zogen erneut durch die Gassen. Erblickten sie geeignete Opfer, rupften sie kurzerhand eine Henne vor der Haustüre dieser Leute und schmorten das zerlegte Tier anschliessend in deren Küche. So kam ein ausgewähltes Publikum zu einem vorzüglichen Hennenschmaus. Dieser Auftritt fand grosse Zustimmung.




Jahr 1967

 Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Kaum waren die ersten Januartage verstrichen, zog es die Schwarzen Engel nach Baar. Diesmal stand dem grossen internationalen Treffen nichts mehr im Wege. Teufel, Wyber, Güggel, Kinderwagen und Butzi aus Flums erfreuten die zahlreichen Zuschauer. Sie butzneten was das Zeug hielt. Daneben knüpften sie aber auch Kontakte zu anderen in- und ausländischen Gruppen, was später Fahrkarten zu verschiedenen Anlässen bedeuten sollte. Zum ersten Mal erhielten die Schwarzen Engel auch eine Spesenentschädigung von immerhin stolzen Fr. 13.20 pro Teilnehmer.

Diese Einnahmequelle war aber nicht der Grund, weshalb die Schwarzen Engel in Flums die Bevölkerung mit dem "Goldenen Kalb" überraschten. Viel mehr wollten sie erneut unter Beweis stellen, dass originelle Ideen immer noch Jung und Alt erfreuen können. Ein eigens aus Blech hergestelltes goldfarbenes Kalb wurde auf einem Wagen durch die Strassen gezogen. Durch Drehen einer Kurbel ergoss sich aus dem Kopf des Tieres, welches etwa die Grösse eines halbjährigen Blesses aufwies, eine Brätmasse in den mitgeführten Waschhafen. Die im Wasserbad erhitzten Würstchen mundeten den Zuschauern ausgezeichnet.

Es wurde immer deutlicher. Jedermann wollte wieder eine echte einheimische Fasnacht erleben. Dazu gehört natürlich auch ein traditioneller Umzug. In der Folge richtete ein Mitglied der Schwarzen Engel am 3. März 1967 ein Schreiben an den Gemeinderat, an die Kindergartenkommission sowie an den Wirte- und an den Verkehrsverein von Flums. Traurig aber wahr sei es, hiess es im Brief, trotz der zahlreichen einheimischen Larvenschnitzer verweile Flums im Fasnachtsschlaf. Man möge doch von offizieller Seite eine Trägerschaft bilden, welche künftig wieder Umzüge durchführe, dies mit vielen Fussgruppen und alle mit Holzlarven. Mit Singen und Pfeifen könne ausserdem an diesem Anlass Abzeichen und anderes verkauft werden. Dies fülle sowohl das Fasnachtskässeli als auch den Säckel der Gemeinde oder des organisierenden Vereins. Noch besser sei es aber, wenn der Erlös dem Kindergarten zugute käme, wie dies vorbildlicher Weise anlässlich des KIGA-Grümpels vom 14. August 1955 unter der Mitwirkung von Dorfvereinen, Gesellschaften, Firmen und Politikern schon einmal in die Tat umgesetzt wurde. Immerhin hätten damals alle Flumser Herzen höher geschlagen, weil sie bis anhin das schönste Dorffest erleben durften.

Will man des Ergebnis obiger Aufrage in aufsteigender Form wiedergeben, ist als erstes der Wirte-Verein zu erwähnen. Dieser nahm nämlich überhaupt nicht Stellung. Der Verkehrsverein sah sich selbst nicht in der Rolle eines Veranstalters, könne sich aber eventuell finanziell beteiligen, falls die Kassaverhältnisse dies ermögliche. Seitens der Gemeinde- und der Kindergartenbehörden war man ebenfalls der Meinung, dass eine andere Trägerschaft gefunden werden müsse. Und betreffend das "wie" solle man sich ratsamerweise an den für solche Fragen bestens geeigneten Kantonsrat Kurt Bürer von Walenstadt wenden. Hier bedarf es keines weiteren Kommentars, ausser, dass Jahre später ohne ihn doch noch eine Fasnachtsgesellschaft gegründet wurde. Mit Umzügen und vielen Holzlarven. Gewiss eine kleine Genugtuung in den Reihen der Schwarzen Engel.

 


Jahr 1968

In Flums wurde wieder kein Umzug durchgeführt. Die Schwarzen Engel butzneten aber wie gewohnt aus voller Brust. Im 40 km/h-Tempo näherte sich der unbeheizte Bürer-Bus für glatte 325 Franken und mit 29 Schwarzen Engeln dem Städtchen Willisau. Dort trug eine halbe Hundertschaft von Fasnachtsgruppen zum guten Gelingen des internationalen Narrentreffens bei. Erwähnt sei hier ein Müsterchen, welches die Spontanität eines Schwarzen Engels veranschaulicht: Die für den Zunftmeister empfang bestimmte Person beauftragte unmittelbar nach ihrem Namensaufruf in Sekundenschnelle den neben ihr stehenden Kamerad mit der Haltung der Dankesrede und der Überreichung des mitgebrachten Holzlärvlis. Schlotternde Knie hätten diese Massnahme erforderlich gemacht, wie man sagt.

Wie schon in den Jahren zuvor hielten die Schwarzen Engel gegen Jahresende im Hotel Gräpplang eine Zusammenkunft ab. Dort verabschiedete man das künftige Programm und entlastete den Kassier. Ebenso beschloss man, dass die Schwarzen Engel an den drei heiligen Fasnachtsfeiertage an keinen auswärtigen Umzügen teilnehmen und in Flums butznen werden.

 


Fasnachtsjahre 1969 - 1973

Diese Periode widerspiegelte nochmals die Situation, wie sie sich schon Anfang des Jahrzehntes zeigte. Niemand fohlte sich zuständig, um endlich der allseitig gewünschten Fasnacht neue Impulse zu geben. Nicht zuletzt deshalb zog es die Schwarzen Engel in andere Landesteile. Sie machten Station in Zürich und einmal mehr in Baar. Aber auch ausserhalb der Narrenzeit erweiterten sie den Teilnehmerkreis an Umzügen wie zum Beispiel am ersten eidgenössischen Ländlerfest in Sargans sowie am Herbstfest in Flums.

Das Jahr 1973 stellt dann sowohl für die Schwarzen Engel als auch für die Schüler und die Lehrer von Flums ein einschneidendes Ereignis dar. Einerseits ermöglichte eine Einladung aus dem deutschen Säckingen die erste Auslandreise zum bisher grössten Narrentreffen. Am Umzug trieben acht Teufel und andere Butzi ihr Unwesen.

Natürlich wurde auch ein Teilnehmer für den Zunftmeisterempfang abdelegiert. Wie bereits früher einmal ging das Unterfangen geräuschvoll in die Hose. Die Gründe, weshalb der mitgenommene Käselaib mit dem schönen Holzbrettchen dem Gastgeber nicht überreicht werden konnte, sind angeblich nicht näher bekannt. So kamen die Teilnehmer auf der Rückfahrt zu einem unverhofften Chäs-Zvieri. Der besagte Schwarzen Engel liess sich seither nie mehr als Abgeordneter bestimmen.

 

Andererseits sank die Fasnachtsbegeisterung zu Hause auf den Nullpunkt. Drückten doch am heiligen Fasnachtsmontag die Schüler von Films die Schulbank. Dank dem Eingreifen der Schwarzen Engel war dies aber das erste und das letzte Mal der Fall. Die wilden Teufel jagten Schüler und Lehrer kurzerhand aus den Schulräumen auf die Strasse. Erstaunlicherweise protestierten weder die Kinder noch die Lehrer. Hingegen bedeutete das Ereignis für den Schulpräsident nicht gerade das Gelbe vom Ei. Im Verlauf der unverzüglich durchgeführten Verhandlung mit den Schwarzen "Tätern" im Lehrerzimmer konnte schliesslich der Vorsteher das Tun mit seinem Gewissen doch noch vereinbaren und komplimentierte die Gaschi zum Loch hinaus. Seither ist der Narrenmontag in festen Butzihänden.

Eine weitere Erstaufführung erlebten die Schwarzen Engel im Laufe dieses Jahres. Voller Stolz liessen sich die Teufel von einem Fernsehteam aus dem deutschen Köln in den Ruinen von Gräpplang ablichten.

 

Damit wurde das erste Kapitel der Schwarzen Engel abgeschlossen. Es dauerte genau 20 Jahre. Man darf es mit gutem Gewissen kundtun. Die Schwarzen Engel trugen in dieser Zeit viel für die Erhaltung des Brauchtums bei. Ohne sie hätte es im Flums wohl kaum mehr eine Strassenfasnacht gegeben.



Fasnachtsjahre 1974 - 1976

Das Jahr begann wie gewohnt. Nichts Neues in Flums. Wieder kein stattlicher Holzlarvenumzug, dafür einmal mehr streunende Butzi in den Strassen. Die Schwarzen Engel legten zwar in Flums und in Unterägeri ihre Geissfelle und die mehrheitlich von Hugo Reichlin geschnitzten Teufelslarven an. Zu mehr liessen aber auch sie sich nicht bewegen. Dann kehrte wieder Ruhe ein.



 

Wie der Schein trügen kann. Für die Schwarzen Engel begann in der Folge eine wahre Blütenzeit. Den Anfang machte nämlich am 27. August ein Ereignis auf dem Schloss Sargans. Dort versammelte sich eine nationalrätliche Kommission, welche sich über die Strassenverhältnisse im Sarganserland informieren wollte. Zu diesem Anlass erschien auf Einladung von Nationalrat Kurt Bürer auch eine Delegation der Schwarzen Engel.

Sie mussten vor der Prominenz butznen und diese von der Notwendigkeit der Walenseeautobahn überzeugen. Sie lösten ihre Aufgabe so gut, dass sie sich noch nicht nach Hause aufmachten. Sie butzneten wie die wilden in verschiedenen Talgemeinden bis in die Abendstunden. Für den Gemeindeammann von Mels schien der Monat August zum "Huttlimachen" aber nicht der geeignetste zu sein Er putzte die Schwarzen Engel prompt wegen Unfugs mit 4 mal 30 Franken.

 


 

Das Ausmass dieses Aktes konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden. Zweifelsohne würden die Schwarzen Engel auf dieses Ereignis zurückkommen. Damit war das Jahr für die Schwarzen Engel aber noch nicht beendet. Ein neuer Höhepunkt stand noch bevor.

Auf Einladung von Hugo Reichlin versammelten sich am 30. November 1974 die Schwarzen Engel im Pöstlikeller in Flums. Die erschienenen 24 Gäste nahmen an der ersten Käfig-Öffnete teil. Sie wurden Zeugen eines einzigartigen Ereignisses. Im Mittelpunkt dieses Anlasses stand einerseits das Öffnen der fünf Schlösser eines Käfigs, in welchem Hexe, Narrenbecher und Narrenstab ausserhalb der Fasnachtszeit eingeschlossen bleiben. Dazu wurde ein Prolog vorgelesen. Dieser weist auf Sinn und Zweck dieses Tuns hin. Andererseits wählten und inthronisierten die Schwarzen Engel zum ersten Mal einen Hofnarren. Die Ehre kam dem im Glarnerland lebenden Appenzeller zu. Cocco l. dankte den Anwesenden für seine Wahl mit einem eigens komponierten Lied - Flumser sind halt Pumser - Auch erwies sich Cocco l. als ein hervorragender Schnitzelbänkler und Musiker universaler Grösse.

 


Jahr 1975

Da in Flums wieder kein Umzug durchgeführt wurde, nahmen die Schwarzen Engel gleich an zwei Umzügen ausserhalb des Sarganserlandes teil. Zuerst zog es die Heimweh-Engel einmal mehr nach Baar und schliesslich nach Rorschach.

Am Aschermittwoch fanden sich die Schwarzen Engel, zum Teil mit heiseren Stimmen, lädierten Knien und sonstigen Bläuelen im Pöstlikeller wieder. Anlass gab die erste Käfig-Bschlüssete. Mit einigen Tropfen Rotwein und bei Kerzenlicht erlebten sie die letzten Stunden der Fasnacht im Weinkeller. Dann legte man Hexe, Narrenbecher und Narrenstab unter fürchterlichem Heulen und Wehklagen der draussen vor der geschlossenen Weinkellertüre weilenden Weibsbilder in das Verliess. Fünf auserwählte Schwarze Engel sperrten den Käfig mit dicken Holzbalken zu und schlossen fünf Schlösser sorgfältig ab. Ein jeder nahm darauf den Schlüssel bis zur nächsten Käfig-Öffnete in Obhut.

Im August bestand wieder Grund zu einer Zusammenkunft. Dies mal traf man sich auf dem Schloss Sargans. Gefeiert wurde mit einem Gansessen der erste Jahrestag der geputzten Butzi von Mels. Das Fest verlief dermassen genüsslich, dass sie auf der Stelle beschlossen, jedes Jahr zur Erinnerung ein Gansessen durchzuführen.

Am letzten Novembersamstag lud man zur zweiten Käfig-Öffnete ein. 31 Personen wurden wiederum Zeuge von der Befreiung der Hexe aus dem dunklen Verliess. Mit der Wahl des zweiten Hofnarren, in der Person von Loop Franz, genannt Franz l, konnte der Startschuss zur Fasnacht 1976 gegeben werden. Es lebe die Fasnacht, freuten sie sich.

Für die Schwarzen Engel ging ein sehr schönes Jahr zu Ende.


Jahr 1976

In Flums nichts neues, dafür in Salem. Im Februar reisten die Schwarzen Engel erneut ins Ausland. Salems Bevölkerung und im Besonderen Tante Elsa nahmen die seltsamen Gestalten aus Flums ausserordentlich herzlich auf Am Zunftmeisterempfang war gar die kaiserliche Hoheit anwesend. Der in glücklichen Umständen stehenden Frau Hoheit empfahlen sich die Schwarzen Engel als Taufgötti in corpore, was das adlige Protokoll leider nicht zuliess. Ein Wiedersehen war auf jeden Fall beschlossene Sache.

Wie gewohnt schlossen die Schwarzen Engel nach dem Aschermittwoch den Käfig und beauftragten weitere fünf Mannen mit der Obhut der Käfig-Schlüssel. Ebenso führte man das bereits traditionelle Gansessen auf Schloss Sargans durch. Der mit Schild und Schwert bewaffnete, einheimische Historiker Toni Stucky ernannte Hugo Reichlin dabei zum ersten Schlossnarr von Sargans.

Ein Novum stellte in diesem Jahr die erste Weinprobe dar. Im Pöstlikeller degustierten die Schwarzen Engel etliche weisse und rote Weine. Natürlich durfte man die Etikette nicht erkennen. Durch verteilen von Punkten konnte schliesslich der weisse und der rote Gewinner ermittelt werden. So stand für die kommende Narrenzeit ein eigener Wein zur Verfügung. Hugos Holzlarve - das Rätschwyb - wurde Sujet für die Weinetikette. Auf dieser lesen sich folgende Worte:
Flumser Fasnächtler und Masken freunde haben diesen Tropfen degustiert und als recht befunden, auf das er Vater aller guten Dinge werde, Brauchtum erhalte und Menschen glücklich mache.

Von da an wollte ein jeder glücklich sein, sogar mit einem Rätschwyb.

Den Jahresabschluss bildete erneut die Käfig-Öffnete. Nach gleichem Ritual befreiten die Schwarzen Engel unter der Anleitung des amtierenden Hofnarren Franz I die Hexe aus dem Verliess und wählten den neuen Hofnarren. Diesmal konnte sich Rupf Pius, Pius 1 inthronisieren lassen.



Fasnachtsjahre 1977 - 1982

Dieser Zeitabschnitt stand ganz im Zeichen der Festigung und Vervollständigung der noch jungen Hofnarrentradition Jährlich öffneten die Schlüsselgewaltigen am letzten Novembersamstag den Narrenkäfig, befreiten die Hexe von ihrem dunklen Sommerdasein und wählten den neuen Hofnarren. 

Die Ehre kam nach Pius I. - 1978 Marthi Alois (Alois l.), 1979 Hauenstein Heinrich (Heinrich l.), 1980 Bless Alois (Alois ll.), 1981 Eberle Leonhard (Leonhard l.) und 1982 Bartholet Alois (Alois Ill.) zuteil. Sie alle amteten getreu ihren Pflichten. So führten sie nebst der Käfig-Öffnete und der Käfig-Bschlüssete auch das immer wieder zum Schmunzeln Anlass gebende Gansessen und die feuchtbegehrte Weinprobe durch. Hofnarr Alois l. erhielt als erster Siegelhalter in seinem Amt das Recht zu siegeln.

Durch die originellen und nicht immer alltäglichen Ideen waren die Schwarzen Engel im In- und Ausland gern gesehene Gäste. Sie butzneten in der Folge im deutschen Säckingen, in Flums, in Sargans und einmal mehr in Baar. Ausserhalb der Narrenzeit nahmen sie auch an den Umzügen des Schwing- und Älplerfestes in      St. Gallen und am Jodlerfest in Vilters teil. Im Jahre 1977 standen die Schwarzen Engel bereits im Januar im Einsatz. Das ganze Sarganserland und auch Flums erwarteten den frisch gewählten Bundespräsidenten Dr. Kurt Furgler zum Kurzbesuch. Kaum war der Vorsteher des Justiz-, Polizei- und Sanitätsdepartementes will kommen geheissen, nahmen ihn die Teufel kurzerhand in die Zwinge und liessen träfe Sprüche fallen. Das war natürlich ein Fressen für die zahlreich anwesenden Fotografen und Filmteams.

Prompt konnten sich die Akteure am Abend am Fernsehen wiedersehen. Daneben schnitzte Hugo Reichlin eine Holzlarve für den hohen Gast. Im Herbst wurde diese dann von den Schwarzen Engeln überreicht. Natürlich geschah dies anlässlich eines Besuches im Bundeshaus.

Beim Mittagessen spitzten sowohl der Bundespräsident als auch Cocco l. die Zunge zu Ansprachen wider den tierischen Ernst. Übrigens zierten die Flumser Narren ihre blauen Blusen mit einem kleinen Blumensträusschen. Dem Vernehmen nach geschah dies bis heute das erste und das letzte Mal.



 

Im folgenden Jahr gaben die Schwarzen Engel die Fasnachtszeitung mit neuem Aussehen heraus. Der begnadete und weitherum bekannte Künstler Kurt Metzler versah "D'Hächlä" mit Zeichnungen von ihm. 

Rechtzeitig zum Frühlingsanfang unternahmen die Schwarzen Engel einen Ausflug ins Blaue nach Schönhalden, so quasi zum 25. Jubiläum. Damit schlossen sie die Narrenzeit des Jahres 1979 endgültig ab.

Auch im folgenden Jahr liessen sie sich wieder herumkutschieren. Diesmal hiess das Ziel Vättis. Dieser Anlass wurde spontan dazu benutzt, um dem beliebten Schülerrchörli-Flumserberg als Bluse Götti und Gotte zur Verfügung zu stehen.

Im Mai 1982 war Pflanzzeit. Erinnern wir uns an die Fasnacht von 1956. Damals fällten die Schwarzen Engel den auf dem Postplatz stehenden Birnbaum und versprachen, an einem von der Gemeinde zu bestimmenden Ort wieder einen jungen Baum zu pflanzen. Das Versprechen haben nun die Schwarzen Engel nach einem Vierteljahrhundert eingelöst. So pflanzten sie zur Freude der Kirchgänger in der Nähe der Pfarrkirche einen 3,5 m hohen Tulpenbaum. Wohl gedeih.


Jährlich treffen sich die Hofnarren rechtzeitig vor der Käfig-Öffnete zu einer Hofnarrenklausur. Es ist an der Zeit, einmal einen kleinen Blick in eine solche Klausur zu werfen. Hinter verschlossener Türen geht man nach Einnahme des traditionellen Hofnarrentopfes im Pöstlikeller den eigentlichen Geschäften nach.

Bild: Löffelgalerie für Hofnarrentopf


 

Vor allem steht das Vorschlagen eines neuen Hofnarren im Mittelpunkt. Dann gehören aber auch Vorbereitungen für die nächste Fasnacht sowie der "DHächlä" und allfälliges Bestimmen von Rechten und Pflichten der Schwarzen Engel und Hofnarren zu. ihrem Aufgabenkreis. Da kein offizieller Aktuar zur Verfügung steht, handhaben sie ein einfaches Abkommen. Demnach übernimmt jener Hofnarr die Protokollführung, welcher am Schluss noch am besten schreiben kann. Das unter dieser Voraussetzung zustande gekommene Beschlussprotokoll wird in die hölzerne Bschlusstruggä gelegt und vom amtierenden Hofnarren sorgfältig zugeschlossen und versiegelt Das Siegel wird dann an der Käfig öffnete vor allen anwesenden Leuten gebrochen, damit das Geheimnis um den Vorschlag des neuen Hofnarren gelüftet werden kann.

Ein solches Vorgehen führte am letzten Novembersamstag zur Wahl von Rupf Alois zum Hofnarren Alois IV für das Jahr 1983.

Bild: Siegelschrein


Fasnachtsjahre 1983 - 1988

Die Schwarzen Engel bildeten in dieser Zeit nach wie vor einen festen Bestandteil an den Flumser Narrentagen. Keiner der inzwischen regelmässig durchgeführten Fasnachtsumzüge der Fasnachtsgesellschaft kam an den unwesentreibenden Teufeln oder an den Chäs - und Chrüterwyber vorbei. Natürlich neckten sie die Zuschauer auch mit kleineren Butzigruppen und Einzelmasken, wie etwa dem Geldscheisser, dem Truggächrämer oder den Himpäläri.

Mit stattlichen Formationen begeisterten die Schwarzen Engel die Fasnachtsfreunde auch an Umzügen in Baar und über dem Bodensee in Salem.

 


In dieser Periode lag das Geschehen in den Händen der Hofnarren - 1983 Rupf Alois (Alois IV 1984 Jäger Ruedi (Rudolf l.), 1985 Reichlin Hugo (Hugo l.), 1986 Eberle Roland (Roland l.), 1987 Thoma Max (Maximilian l.) und Rinderer Hans (Johann l.).

Gemäss Pflichtenheft haben die amtierenden Hofnarren die alten und jungen Menschen von Flums zu beschenken. So besuchen sie mit Gefolge und mit inniger Freude kurz vor der Fasnacht das Altersheim. Bei grossem Gaudi unterhalten sie die Insassen und verleiten diese zu allerlei Spässen.

Hau den Lukas haute dann auch fast alle Anwesenden von ihren Stühlen. Oder wie wär's mit einem Tellschuss? Am schmutzigen Donnerstag sind schliesslich die Kinder an der Reihe. Diese Jungnarren gelangen in den Genuss von Wurst und Brot. Dem Gedränge nach scheint dieser Brauch von den Kindergärtnern sehr geschätzt zu sein.

Die Familie der Schwarzen Engel wuchs in der Folge ständig an. Das machte 1983 die Erweiterung des Pöstlikellers notwendig. Er ermöglicht nun gut 70 Personen, das Geschehen vor Ort mit zu verfolgen.


Im Jahre 1984 jährte sich die Geburtsstunde der Schwarzen Engel zum 30. und jene der Hofnarren zum 10. Mal. Einerseits bot dies Anlass, die Hofnarren mit einer "Gala-Uniform" einzukleiden. Andererseits führte ein Jubiläumsausflug die Schar in die Innerschweiz. Man genoss diese Stunden sichtlich.

Als Dank für seinen unermüdlichen Einsatz wurde Hugo Reichlin in einer geheimen Klausur zum neuen Hofnarren vorgeschlagen und an der folgenden Käfig-Öffnete mit grossem Beifall auch gewählt.  


In den nächsten Jahren standen nicht nur die 18 Teufel der Schwarzen Engel am Flumser Umzug im Mittelpunkt, sondern auch die eigene Fasnachtszeitung. Der verantwortliche Redaktor der "D'Hächlä" (Gott erhalte uns Pius l., bestens ausgewiesener Redaktor) wurde kurzum vor den Kadi zitiert. Prompt blitzte ihn das Vermittleramt wegen eines Artikels mit 200 Franken, welche natürlich aus der Kasse der Schwarzen Engel berappt wurde. An dieser Stelle sei allen Sprücheklopfern, Herstellern und Verkäufern der Fasnachtszeitung herzlich danke gesagt.

Nach einem kleinen Sommerausflug der Schwarzen Engel nach Hintergoldigen gingen die Hofnarren 1986 nicht wegen, sondern mit ihren Angetrauten buchstäblich in die Luft. Tante JU 52 brummte die erlauchte Gaschi von Dübendorf über den Säntis und über das Sarganserland zum Ausgangspunkt zurück.


Zum ersten mal nahm eine Delegation der Schwarzen Engel an der Fasnachtseröffnung in Urdorf teil. Seither besucht man sich gegenseitig periodisch. 


Im Sommer 1987 folgte der harte Kern der Schwarzen Engel einer Einladung des amtierenden Hofnarrs Maximilian l. auf die Alp Tüls. Unter der Regie des Junkers Maximilian von Tüls leistete man tagsüber harte Holzerarbeit. Mit dem gleichen Eifer läutete man später beim Eindunkeln die Kristallglocken. Auch dieser Anlass wurde darauf fest in den eigenen Terminkalender aufgenommen.


Junkersbraut von Tüls mit Gästen


Schliesslich führte 1988 die zur Tradition gewordene Fahrt ins Blaue auf den Bodensee, Diesmal war ausnahmsweise auch der amtierende Hofnarr mit von der Partie, im Gegensatz zur Fasnachtszeit, wo sich Johann l. gänzlich in die Grippe verliebte.

Ende November traf man sich wie gewohnt zur Käfigöffnete. An diesem Anlass nahmen vermehrt auch Gäste aus dem In- und Ausland teil. Längst gehörte auch eine Gerichtsverhandlung zum Zeremoniell des Abends. Nebst den Sündenböcken aus den eigenen Reihen wurden mitunter auch Gäste in die Zwinge genommen. Prominentestes Opfer dürfte wohl Wysel Gyr gewesen sein. Er hat sich wegen unzuverlässigem Erscheinen zu verantworten. Aber auch als Richter ist man von einem Prozess nicht gefeilt. Das gleiche trifft auch für weiblichen Begleiter der Schwarzen Engel zu. Zu diesem Zeitpunkt über nahm Richter Balthasar das Heft der Paragraphenreiter aus den Händen von Richter Maximilian.

Der Richter in der Zwinge

 

Der Angeklagte wird vorgeführt

Fasnachtsjahre 1989 - 1994

Die Mitgliederzahl der Schwarzen Engel nahm weiterhin zu. Was anfänglich zu kleineren und grösseren Wortscharmützeln führte, setzte sich auch in diesem Kreise in die Tat um. Im Sinne der Gleichberechtigung von Mann und Frau butznen heute die Narren und Närrinnen ausserhalb von Flums an getrennten Orten. Essen könne man schliesslich zu Hause, sagen die Einen. Andere wiederum beklagen das Heimweh.

Doch für alle Fälle hilft in einem solchen Moment der Hofnarr. Gemeint ist hier aber nicht eine Person aus den eigenen Reihen, sondern das gleichnamige gelbe Schnäpschen aus dem Pöstlikeller. Das Gebräu tröstet bei Heimweh, lindert Gebresten und wärmt kalte Füsse, so steht es immerhin auf der Etikette. Also mehrere Schlückchen in Ehren dachten sich die Chrüterwyber an den Umzügen in Dottikon, Willisau, Lenggenwil und Rorschach, sowie die Schwarzen Engel im deutschen Obernheim, Biberach, Rottweil sowie daheim in Küsnacht, Lenggenwil und Dottikon.


Zu den liebgewordenen Sujets der Teufel, Chrüter- und Chäswyber gesellten sich immer wieder verschiedene Einzelmasken. So beklatschten die Zuschauer zum Beispiel den Schneedieb, das dreibeinige Wyb, das Sextelefon, den Liechtensteinischen Zöllner, die Weltmeister im Velofahren oder den Papagei mit seinem Herrchen. Ausserdem warteten die Schwarzen Engel mit gelungenen Wagennummern auf. Grosses Gaudi bewirkte die Rasierstube, der Bürdeliwagen, die Spitalnester oder auch die von Frauen heiss begehrten Laubsäcke. 

Am Fasnachtssamstag 1990 gastierte Gala für Stadt und Land des Schweizer Fernsehens in Sargans. Nebst vielen Gruppen aus der Region gaben auch die Schwarzen Engel ihr Bestes vor den laufenden Kameras. So wohl das Auftreten der wilden Teufel, der Chrüter- und Chäswyber als auch des Geldscheissers, des Vogelhändlers, des Pfannenflickers und des Hühnermannes bleiben nicht nur für die Zuschauer in bester Erinnerung.




Natürlich liessen sich die alteingesessenen Bräuche der Fahrt ins Blaue und des Holzertagen nicht gänzlich auf das Nebengleis stellen Im Jahre 1991 sah man sich plötzlich im Zürcher Zoo wieder. Bestaunt wurden neben den Tieren auch die Vielzahl von Paul Strassmann Masken im unterirdischen Maskenmuseum des Urdorfers Heinz Josef Wissmanns. Ehrensache der Hofnarren ist es auch, an Wochenbetten zu stehen und Müttern von Hofnärrchen mit Blumen zu beschenken. Nicht weg zu denken sind die Gala tragenden Männer sowie die Schwarzen Engel mit ihren Chrüterwyber an Hochzeiten und Geburtstagsfeiern. Dies frei nach dem Motto "feste heute, katere morgen". Auf der Molseralp feierte man gemeinsam den 100. Geburtstag des Althotelliers Albert Güller.


Unten in Flums musste sich der Briefträger an die neue Strassen-bezeichnung "Hofnarrennest" gewöhnen. Übrigens wurden die Schwarzen Engel seit Salem bis heute immer noch nicht als Taufpaten in corpore angefragt.

Ehrenfahnengotte

Brautpaar mit Schwarzen Engeln

Eine triste Begebenheit spielte sich anlässlich der Käfig-Öffnete 1992 ab. Der dort vorgeschlagene und mit grossem Beifall gewählte neue Hofnarr lehnte sein ehrenvolles Mandat aus privaten Gründen ab. Deshalb amtete der bisherige Hofnarr eine weitere Periode. Im Hofnarrentopf rührten der Reihe nach - 1989 Pfister Heinz (Heinrich l.) 1990 Messikommer Andreas (Andreas l.), 1991 und 1992 Senti Richard (Richard l.) und 1993 Reichlin Ewald (Ewald l.). Für das 40. Jubiläumsjahr wurde Marquart Thomas (Thomas l.) einstimmig auserkoren. Er repräsentiert dem entsprechend den 20. Hofnarren der Schwarzen Engel von Flums.

In all den Jahren hat sich das Zeremoniell der Käfig-Öffnete laufend den aktuellen Bedürfnissen angepasst. An dieser Stelle sei dieses kurz dargestellt. Jeweilen am letzten Novembersamstag, pünktlich zum achten Nachmittagschrei, eröffnet der Zeremonienmeister im Pöstlikeller die Käfig-Öffnete im Beisein von etwa 70 Schwarzen Engeln, deren Frauen und Gästen. Der vorgelesene Prolog gibt Auskunft, weshalb der letzte Novembersamstag der geeignetste Termin der Fasnachtseröffnung darstellt. Die fünf Schlüsselgewaltigen ziehen sich ihre blauen Blusen an und genehmigen mit Bedacht ein Fläschchen Rätsch-Wyb. Darauf öffnen sie der Reihe nach Schloss um Schloss des Narrenkäfigs. Dabei werden den Anwesenden Sinn und Zweck von fünf Narrenfiguren näher gebracht. Junge Fasnacht sei gegrüsst, stimmen alle an, wenn Hexe, Narrenbecher und Narrenstab ans Tageslicht gebracht werden.

In dieser Feierstunde werden auch Geschenke ausgetauscht, Dankesworte gesprochen, Mitteilungen bekannt gegeben - letztlich ein Telegramm russischer Fasnachtsfreunde aus Moskau vorgelesen - und auch Ehrungen vorgenommen.



Sogleich beginnen die Vorbereitungen für die Wahl des neuen Hofnarrs. Nachdem der Thronsessel bereitgestellt, der abtretende Hofnarr seine Wehmut über das verflossene Amtsjahr losgeworden ist, wird das Siegel der Bschluss-Truggä gebrochen. Gespannt warten alle An wesenden auf die Bekanntgabe des Vorschlages für den neuen Würdenträger. 

Falls keine anderen Namensrufe erfolgen, schreitet man zur Wahl. Darauf werden dem Gewählten die Pflichten eines Hofnarrs vorgelesen, welche dieser mit der Hand auf der Brust anzunehmen hat.

Wer ist es?

 Weiss auch nicht

Die schönsten Frauen im Keller kleiden den neuen Hofnarren ein. Ein jeder erweist diesem schliesslich die Ehre mit Knicks und mit der Kredenzung eines Schlückchens aus dem Narrenbecher.

Zur Geisterstunde wird es noch einmal spannend. Dann beginnt nämlich das Narrengericht. Schwarze Engel und Chrüterwyber, welche sich etwas zu Schulden kommen liessen, werden in die Zwinge oder die Wybertrugge genommen.



Nach heftiger Gerichtsverhandlung kommt es schliesslich zur Urteilsverkündung Einst verlor ein Schlüsselgewaltiger seinen Käfigschlüssel Die Öffnung war dadurch stark in Frage gestellt. Man stelle sich vor, die Fasnacht hätte nicht stattfinden können. In der Zwinge befindend, stach man dem Angeklagten kurzerhand ein passendes Loch in eines seiner Ohrläppchen und hängte dort einen kleinen Schlüssel ein. 

Vergessen wird er dies wohl nicht mehr so geschwind.


Zu erwähnen gilt es auch den Kellermeister mit seinen Mund schenken, welche die Anwesenden ständig à discrétion zu bewirten haben.

Im Weiteren amtet auch ein Pförtner. Er schliesst während der Hofnarrenwahl alle Türen ab, damit ja keine Seele von aussen das Prozedere beeinflussen kann. Der Träger des goldenen Löffels sorgt sodann mit seinen Mannen für das leibliche Wohl der Gäste. Und gäbe es unsere Hofnarrenmusik nicht, die Käfigöffnete wäre nur halb so schön! Deren Klänge verleiten die Anwesenden immer wieder zum gemütlichen Tänzchen und zum überhögglen. Allen sei herzlich gedankt.


Zum Schluss sei noch ein Wunsch angeführt. Nicht Dein Käse macht mich an, verehrtes Chäswyb. Nein...

Liebes Hedy, Deine Rosen-Chüechli sind für die Gaumen der Schwarzen Engel halt immer noch die Besten.



Chronik 1954 - 1994
Chronik Schwarze Engel Teil 1 .pdf (16.68MB)
Chronik 1954 - 1994
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Chronik 1994 - 2014
Chronik Schwarze Engel Teil 2 .pdf (4.79MB)
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Die Zeremonie der Fasnachtseröffnung


Die Hofnarrenpflichten


 
 
 
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