Die einstmals bestehende Flumser Strassenfasnacht existierte praktisch nicht mehr. Das Fasnachtsbrauchtum drohte vollends zu verschwinden. In dieser Notsituation standen 15 wackere Mannen zusammen und taten den Willen kund, diesem Missstand entgegenzutreten. Also beschlossen sie, die alten Fasnachtsbräuche neu und bleibend zu beleben. Mit möglichst kleinem organisatorischem Aufwand glaubten diese Männer etwas Leben und Ordnung in die damals richtungslose Flumser Strassenfasnacht zu bringen. Die Geburtsstunde der Schwarzen Engel hatte geschlagen.
Am Fasnachtssonntag vom 28. Februar und am darauffolgenden Montag zogen sie hinter ihrem Lautsprecherwagen in Flums von Ort zu Ort. In schwarze Hosen gekleidet und mit Frack und Zylinder bestückt, gaben sie Platzkonzerte.
Ihre eingeübten Reden aber hielten sie auf dem Wagen, stramm am Rednerpult stehend - so zum Beispiel "Bahnen und Bähnli". Daneben butzneten sie in einfachen Huttlen und Holzlarven wie früher. Ausserdem verkauften sie selbsthergestellte Keramiklärvli zu je einem Franken. So kamen stolze 670 Franken und 15 Rappen in die noch jungfräuliche Vereinskasse, wovon allerdings gute 270 Franken für Auslagen aufgewendet werden mussten. Allein die Miete der Lautsprecheranlage für welche drei Schwarze Engel Bürgschaft leisten mussten, kostete 45 Franken. Trotzdem ein Erfolg, wo doch überall das Geld knapp war. Das erste Bankbüchlein mit 400 Franken Vortrag wurde somit Tatsache. Später sollte dieses jedoch nochmals für einigen Wirbel sorgen. Begeisternd und allseitig befriedigend war sie also, diese erste organisierte Flumser Strassenfasnacht und erst noch sauber und anständig.
Jahr 1955
Mit diesem Jahr kam die erste Bewährungsprobe. Die Mannen rüsteten sich für das Fasnachtsereignis 1955. Unter dem Motto "Die Schwarzen Engel helfen dem Kindergarten" veranstalteten sie einen Wettbewerb. Zu bestimmen galt es das Alter des Clowns Carlo. Mit 50 Rappen war jedermann dabei. Eine Riesenwurst, welche immerhin einen Wert von 15 Franken darstellte, lockte unter anderem als Gewinn. Sie befestigten diese auf einem Kartondeckel, der seinerseits an einer Holzstange montiert am Umzüglein mitgetragen wurde. Dem Kindergarten konnten so stattliche 200 Franken über geben werden. Für die eigene Vereinskasse verkauften sie wiederum Tonlärvli, diesmal noch mit einem Kopftuch verschönert.
Sozusagen im Übermut einer noch jungen Gruppe beteiligten sie sich am 14. August 1955 am KIGA - Umzug (Kindergarten-Umzug). Dieses Datum ist insofern von Bedeutung, weil sie an dieser Veranstaltung die Gelegenheit wahr nahmen, stolz eine Fahre der Schwarzen Engel mit sich zu führen.
Schon recht früh begannen die Schwarzen Engel mit den Vorarbeiten der diesjährigen Fasnacht. Am 12. Januar 1956 reichten sie nämlich dem Gemeinderat ein Gesuch ein. Es sei die Bewilligung zu erteilen, den mitten auf dem Postplatz stehenden Birnbaum durch die Schwarzen Engel fällen und beseitigen zu lassen. Als Gegenleistung sei man bereit, an einem von der Gemeinde zu bestimmenden Ort einen neuen Baum zu pflanzen. Nach langem hin und her wurde schliesslich die gewünschte Bewilligung erteilt.
Vor vielen begeisterten Zuschauern liessen die Schwarzen Engel am Fasnachtssonntag den Worten Taten folgen. Der Birnbaum wurde fachmännisch und mit dem üblichen Drum und Dran ins Reich des ewigen Holzes überführt (Anmerkung: Der Baum Birnbaum mit Todesurteil hätte ohnehin gefällt werden müssen).
Gleichentags transportierten die Schwarzen Engel auf einem Lastwagen eine vier Meter hohe Gipsfigur an. Sie stellte die Justitia mit der Waage in der Hand dar und wurde mitten auf dem Postplatz aufgestellt und erst vor Ostern wieder entfernt.
Die Figur sollte Symbol für den Streit sein, der wegen den geplanten Neubauten des Waffenplatzes und des Spitals zwischen Flums und Walenstadt ausgebrochen war. Der grosse Beifall bestätigte die gelungene Idee und war Lohn für die enorme Arbeit der Fasnächtler.
Auch in diesem Jahr verkauften die Schwarzen Engel selbstgemachte Abzeichen. Diesmal waren es handbedruckte Tüchlein, gedacht als "Boschettli".
Noch ein weiteres Kapitel schrieben die Schwarzen Engel an dieser Fasnacht Nachdem seit Jahren wegen ewigen Streitereien und auch Gerichtssachen im Sarganserland keine Fasnachtszeitungen mehr erschienen, entschlossen sie sich, eine solche Geburt wieder zu riskieren. Unter dem Namen "D'Hächlä" bestimmt für Flums, Mels und Walenstadt, erschien am Sonntag die erste Nummer mit einer Auflage von 400 Exemplaren Innert kurzer Zeit wurden alle Zeitungen verkauft. Sowohl der Mann auf der Strasse als auch die Schreiberlinge waren zufrieden. Wohl bekomm's!
An Ort und Stelle wurde dann das Schwein zerlegt und stückweise an die zahlreichen Zuschauer verkauft. Für die Kinder gab es Wurst und Brot, gratis, wie es sich gehört.
In der zweiten Jahreshälfte machten sich Unstimmigkeiten bemerkbar. Was seit eh und je selbstverständlich war, schien plötzlich nicht mehr zu gelten. Gemeint ist die Zusammengehörigkeit der Schwarzen Engel unter dem Mantel einer Gemeinschaft, bei der Treu und Glauben oberstes Gebot war. So bildeten sich innerhalb der eigenen Reihen kleine Gruppen. Ideen und Einfallsreichtum ist halt nicht jedermanns Sache. Und so kam es, wie es kommen musste. Am 18. September 1957 wurde kurzfristig und bis dato zur ersten Hauptversammlung der Schwarzen Engel eingeladen. 9 von 15 Mitglieder nahmen daran teil. Als Tagespräsident amtete Fritz Suter und als dessen Aktuar Alois Stählt Der bisherige Kassaführer Hugo Reichlin nahm an diesem Anlass nicht teil. Dies gab einen besonderen Grund zur Diskussion. Laut Protokoll palaverte man heftig über die Auflösung der Schwarzen Engel, was dann in der Folge nach gestelltem Antrag auch beschlossen wurde. Das Vermögen sollte nach der Dauer der Zugehörigkeit zum Verein an die Mitglieder aufgeteilt und ausbezahlt werden. Da der Kassaführer nicht anwesend war, hatte man keine Kenntnisse über die Vermögensverhältnisse. Deshalb gipfelte die Versammlung gar in der Bevollmächtigung von Paul Manhart, Re und Franz Aschwanden zur gerichtlichen Ahndung des Säckelmeisters, im Falle dessen Einsichtsverweigerung ins Kassawesen_ Am 21_ September 1957 erwirkte Paul Manhart dann auch vom Bezirksgerichtspräsidenten Paul Good mittels eines Amtsbefehls die Herausgabe aller Kassabüchlein und die Sperrung der Bankguthaben. Hugo Reichlin nahm die Aufforderung zur Stellungnahme wahr. Aufgrund dieser Rückäusserung und der Richtigstellung der Sachlage stellte der Bezirksgerichtspräsident am 6.. Dezember 1957 die Makellosigkeit der Kassa und der Geschäftsführung fest.
Die beige brachten Beweismittel, wie auch der Waagschein des Schweines (Umzug 1957), liessen keinerlei Zweifel an der Richtigkeit mehr offen. An dieser Sitzung nahmen ausser Hugo Reichlin auch noch Fritz Suter und Franz Aschwanden teil. Wie an der Verhandlung vereinbart, wurde darauf das Vermögen nach besagtem Schlüssel aufgeteilt, die Auszahlung aber auf das neue Jahr verschoben.
Nach den unverständlichen und bedauernswerten Ereignissen des vergangenen Jahres wurde der letzte Akt zur vermeintlichen Auflösung der Schwarzen Engel eingeläutet. Im Titel eines Unterschriftsbogens war von der Auflösung der Gesellschaft, gemeint die Schwarzen Engel, die Rede. Das war aber nicht im Sinne von Hugo Reichlin und einigen anderen Mitgliedern. Des halb musste Fritz Suter eine Erklärung unterschreiben.
Am 2. Februar 1958 übernahm Fritz Suter von Hugo Reichlin gegen Quittung 467 Franken und 50 Rappen für die Auszahlung der scheidenden 11 Mitglieder.
Für die nächsten Jahre bedeutete dies ein Kochen auf Sparflamme in der Fasnachtstätigkeit, nicht aber das Begräbnis der Schwarzen Engel.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Kaum waren die ersten Januartage verstrichen, zog es die Schwarzen Engel nach Baar. Diesmal stand dem grossen internationalen Treffen nichts mehr im Wege. Teufel, Wyber, Güggel, Kinderwagen und Butzi aus Flums erfreuten die zahlreichen Zuschauer. Sie butzneten was das Zeug hielt. Daneben knüpften sie aber auch Kontakte zu anderen in- und ausländischen Gruppen, was später Fahrkarten zu verschiedenen Anlässen bedeuten sollte. Zum ersten Mal erhielten die Schwarzen Engel auch eine Spesenentschädigung von immerhin stolzen Fr. 13.20 pro Teilnehmer.
In Flums wurde wieder kein Umzug durchgeführt. Die Schwarzen Engel butzneten aber wie gewohnt aus voller Brust. Im 40 km/h-Tempo näherte sich der unbeheizte Bürer-Bus für glatte 325 Franken und mit 29 Schwarzen Engeln dem Städtchen Willisau. Dort trug eine halbe Hundertschaft von Fasnachtsgruppen zum guten Gelingen des internationalen Narrentreffens bei. Erwähnt sei hier ein Müsterchen, welches die Spontanität eines Schwarzen Engels veranschaulicht: Die für den Zunftmeister empfang bestimmte Person beauftragte unmittelbar nach ihrem Namensaufruf in Sekundenschnelle den neben ihr stehenden Kamerad mit der Haltung der Dankesrede und der Überreichung des mitgebrachten Holzlärvlis. Schlotternde Knie hätten diese Massnahme erforderlich gemacht, wie man sagt.
Diese Periode widerspiegelte nochmals die Situation, wie sie sich schon Anfang des Jahrzehntes zeigte. Niemand fohlte sich zuständig, um endlich der allseitig gewünschten Fasnacht neue Impulse zu geben. Nicht zuletzt deshalb zog es die Schwarzen Engel in andere Landesteile. Sie machten Station in Zürich und einmal mehr in Baar. Aber auch ausserhalb der Narrenzeit erweiterten sie den Teilnehmerkreis an Umzügen wie zum Beispiel am ersten eidgenössischen Ländlerfest in Sargans sowie am Herbstfest in Flums.
Andererseits sank die Fasnachtsbegeisterung zu Hause auf den Nullpunkt. Drückten doch am heiligen Fasnachtsmontag die Schüler von Films die Schulbank. Dank dem Eingreifen der Schwarzen Engel war dies aber das erste und das letzte Mal der Fall. Die wilden Teufel jagten Schüler und Lehrer kurzerhand aus den Schulräumen auf die Strasse. Erstaunlicherweise protestierten weder die Kinder noch die Lehrer. Hingegen bedeutete das Ereignis für den Schulpräsident nicht gerade das Gelbe vom Ei. Im Verlauf der unverzüglich durchgeführten Verhandlung mit den Schwarzen "Tätern" im Lehrerzimmer konnte schliesslich der Vorsteher das Tun mit seinem Gewissen doch noch vereinbaren und komplimentierte die Gaschi zum Loch hinaus. Seither ist der Narrenmontag in festen Butzihänden.
Damit wurde das erste Kapitel der Schwarzen Engel abgeschlossen. Es dauerte genau 20 Jahre. Man darf es mit gutem Gewissen kundtun. Die Schwarzen Engel trugen in dieser Zeit viel für die Erhaltung des Brauchtums bei. Ohne sie hätte es im Flums wohl kaum mehr eine Strassenfasnacht gegeben.
Das Jahr begann wie gewohnt. Nichts Neues in Flums. Wieder kein stattlicher Holzlarvenumzug, dafür einmal mehr streunende Butzi in den Strassen. Die Schwarzen Engel legten zwar in Flums und in Unterägeri ihre Geissfelle und die mehrheitlich von Hugo Reichlin geschnitzten Teufelslarven an. Zu mehr liessen aber auch sie sich nicht bewegen. Dann kehrte wieder Ruhe ein.
Da in Flums wieder kein Umzug durchgeführt wurde, nahmen die Schwarzen Engel gleich an zwei Umzügen ausserhalb des Sarganserlandes teil. Zuerst zog es die Heimweh-Engel einmal mehr nach Baar und schliesslich nach Rorschach.
Im August bestand wieder Grund zu einer Zusammenkunft. Dies mal traf man sich auf dem Schloss Sargans. Gefeiert wurde mit einem Gansessen der erste Jahrestag der geputzten Butzi von Mels. Das Fest verlief dermassen genüsslich, dass sie auf der Stelle beschlossen, jedes Jahr zur Erinnerung ein Gansessen durchzuführen.
In Flums nichts neues, dafür in Salem. Im Februar reisten die Schwarzen Engel erneut ins Ausland. Salems Bevölkerung und im Besonderen Tante Elsa nahmen die seltsamen Gestalten aus Flums ausserordentlich herzlich auf Am Zunftmeisterempfang war gar die kaiserliche Hoheit anwesend. Der in glücklichen Umständen stehenden Frau Hoheit empfahlen sich die Schwarzen Engel als Taufgötti in corpore, was das adlige Protokoll leider nicht zuliess. Ein Wiedersehen war auf jeden Fall beschlossene Sache.
Dieser Zeitabschnitt stand ganz im Zeichen der Festigung und Vervollständigung der noch jungen Hofnarrentradition Jährlich öffneten die Schlüsselgewaltigen am letzten Novembersamstag den Narrenkäfig, befreiten die Hexe von ihrem dunklen Sommerdasein und wählten den neuen Hofnarren.
Die Ehre kam nach Pius I. - 1978 Marthi Alois (Alois l.), 1979 Hauenstein Heinrich (Heinrich l.), 1980 Bless Alois (Alois ll.), 1981 Eberle Leonhard (Leonhard l.) und 1982 Bartholet Alois (Alois Ill.) zuteil. Sie alle amteten getreu ihren Pflichten. So führten sie nebst der Käfig-Öffnete und der Käfig-Bschlüssete auch das immer wieder zum Schmunzeln Anlass gebende Gansessen und die feuchtbegehrte Weinprobe durch. Hofnarr Alois l. erhielt als erster Siegelhalter in seinem Amt das Recht zu siegeln.
Rechtzeitig zum Frühlingsanfang unternahmen die Schwarzen Engel einen Ausflug ins Blaue nach Schönhalden, so quasi zum 25. Jubiläum. Damit schlossen sie die Narrenzeit des Jahres 1979 endgültig ab.
Jährlich treffen sich die Hofnarren rechtzeitig vor der Käfig-Öffnete zu einer Hofnarrenklausur. Es ist an der Zeit, einmal einen kleinen Blick in eine solche Klausur zu werfen. Hinter verschlossener Türen geht man nach Einnahme des traditionellen Hofnarrentopfes im Pöstlikeller den eigentlichen Geschäften nach.
Bild: Löffelgalerie für Hofnarrentopf
Bild: Siegelschrein
Die Schwarzen Engel bildeten in dieser Zeit nach wie vor einen festen Bestandteil an den Flumser Narrentagen. Keiner der inzwischen regelmässig durchgeführten Fasnachtsumzüge der Fasnachtsgesellschaft kam an den unwesentreibenden Teufeln oder an den Chäs - und Chrüterwyber vorbei. Natürlich neckten sie die Zuschauer auch mit kleineren Butzigruppen und Einzelmasken, wie etwa dem Geldscheisser, dem Truggächrämer oder den Himpäläri.
In dieser Periode lag das Geschehen in den Händen der Hofnarren - 1983 Rupf Alois (Alois IV 1984 Jäger Ruedi (Rudolf l.), 1985 Reichlin Hugo (Hugo l.), 1986 Eberle Roland (Roland l.), 1987 Thoma Max (Maximilian l.) und Rinderer Hans (Johann l.).
Im Jahre 1984 jährte sich die Geburtsstunde der Schwarzen Engel zum 30. und jene der Hofnarren zum 10. Mal. Einerseits bot dies Anlass, die Hofnarren mit einer "Gala-Uniform" einzukleiden. Andererseits führte ein Jubiläumsausflug die Schar in die Innerschweiz. Man genoss diese Stunden sichtlich.
Als Dank für seinen unermüdlichen Einsatz wurde Hugo Reichlin in einer geheimen Klausur zum neuen Hofnarren vorgeschlagen und an der folgenden Käfig-Öffnete mit grossem Beifall auch gewählt.
In den nächsten Jahren standen nicht nur die 18 Teufel der Schwarzen Engel am Flumser Umzug im Mittelpunkt, sondern auch die eigene Fasnachtszeitung. Der verantwortliche Redaktor der "D'Hächlä" (Gott erhalte uns Pius l., bestens ausgewiesener Redaktor) wurde kurzum vor den Kadi zitiert. Prompt blitzte ihn das Vermittleramt wegen eines Artikels mit 200 Franken, welche natürlich aus der Kasse der Schwarzen Engel berappt wurde. An dieser Stelle sei allen Sprücheklopfern, Herstellern und Verkäufern der Fasnachtszeitung herzlich danke gesagt.
Zum ersten mal nahm eine Delegation der Schwarzen Engel an der Fasnachtseröffnung in Urdorf teil. Seither besucht man sich gegenseitig periodisch.
Im Sommer 1987 folgte der harte Kern der Schwarzen Engel einer Einladung des amtierenden Hofnarrs Maximilian l. auf die Alp Tüls. Unter der Regie des Junkers Maximilian von Tüls leistete man tagsüber harte Holzerarbeit. Mit dem gleichen Eifer läutete man später beim Eindunkeln die Kristallglocken. Auch dieser Anlass wurde darauf fest in den eigenen Terminkalender aufgenommen.
Junkersbraut von Tüls mit Gästen
Schliesslich führte 1988 die zur Tradition gewordene Fahrt ins Blaue auf den Bodensee, Diesmal war ausnahmsweise auch der amtierende Hofnarr mit von der Partie, im Gegensatz zur Fasnachtszeit, wo sich Johann l. gänzlich in die Grippe verliebte.
Ende November traf man sich wie gewohnt zur Käfigöffnete. An diesem Anlass nahmen vermehrt auch Gäste aus dem In- und Ausland teil. Längst gehörte auch eine Gerichtsverhandlung zum Zeremoniell des Abends. Nebst den Sündenböcken aus den eigenen Reihen wurden mitunter auch Gäste in die Zwinge genommen. Prominentestes Opfer dürfte wohl Wysel Gyr gewesen sein. Er hat sich wegen unzuverlässigem Erscheinen zu verantworten. Aber auch als Richter ist man von einem Prozess nicht gefeilt. Das gleiche trifft auch für weiblichen Begleiter der Schwarzen Engel zu. Zu diesem Zeitpunkt über nahm Richter Balthasar das Heft der Paragraphenreiter aus den Händen von Richter Maximilian.
Der Richter in der Zwinge
Der Angeklagte wird vorgeführt
Die Mitgliederzahl der Schwarzen Engel nahm weiterhin zu. Was anfänglich zu kleineren und grösseren Wortscharmützeln führte, setzte sich auch in diesem Kreise in die Tat um. Im Sinne der Gleichberechtigung von Mann und Frau butznen heute die Narren und Närrinnen ausserhalb von Flums an getrennten Orten. Essen könne man schliesslich zu Hause, sagen die Einen. Andere wiederum beklagen das Heimweh.
Zu den liebgewordenen Sujets der Teufel, Chrüter- und Chäswyber gesellten sich immer wieder verschiedene Einzelmasken. So beklatschten die Zuschauer zum Beispiel den Schneedieb, das dreibeinige Wyb, das Sextelefon, den Liechtensteinischen Zöllner, die Weltmeister im Velofahren oder den Papagei mit seinem Herrchen. Ausserdem warteten die Schwarzen Engel mit gelungenen Wagennummern auf. Grosses Gaudi bewirkte die Rasierstube, der Bürdeliwagen, die Spitalnester oder auch die von Frauen heiss begehrten Laubsäcke.
Am Fasnachtssamstag 1990 gastierte Gala für Stadt und Land des Schweizer Fernsehens in Sargans. Nebst vielen Gruppen aus der Region gaben auch die Schwarzen Engel ihr Bestes vor den laufenden Kameras. So wohl das Auftreten der wilden Teufel, der Chrüter- und Chäswyber als auch des Geldscheissers, des Vogelhändlers, des Pfannenflickers und des Hühnermannes bleiben nicht nur für die Zuschauer in bester Erinnerung.
Natürlich liessen sich die alteingesessenen Bräuche der Fahrt ins Blaue und des Holzertagen nicht gänzlich auf das Nebengleis stellen Im Jahre 1991 sah man sich plötzlich im Zürcher Zoo wieder. Bestaunt wurden neben den Tieren auch die Vielzahl von Paul Strassmann Masken im unterirdischen Maskenmuseum des Urdorfers Heinz Josef Wissmanns. Ehrensache der Hofnarren ist es auch, an Wochenbetten zu stehen und Müttern von Hofnärrchen mit Blumen zu beschenken. Nicht weg zu denken sind die Gala tragenden Männer sowie die Schwarzen Engel mit ihren Chrüterwyber an Hochzeiten und Geburtstagsfeiern. Dies frei nach dem Motto "feste heute, katere morgen". Auf der Molseralp feierte man gemeinsam den 100. Geburtstag des Althotelliers Albert Güller.
Unten in Flums musste sich der Briefträger an die neue Strassen-bezeichnung "Hofnarrennest" gewöhnen. Übrigens wurden die Schwarzen Engel seit Salem bis heute immer noch nicht als Taufpaten in corpore angefragt.
Ehrenfahnengotte
Brautpaar mit Schwarzen Engeln
Eine triste Begebenheit spielte sich anlässlich der Käfig-Öffnete 1992 ab. Der dort vorgeschlagene und mit grossem Beifall gewählte neue Hofnarr lehnte sein ehrenvolles Mandat aus privaten Gründen ab. Deshalb amtete der bisherige Hofnarr eine weitere Periode. Im Hofnarrentopf rührten der Reihe nach - 1989 Pfister Heinz (Heinrich l.) 1990 Messikommer Andreas (Andreas l.), 1991 und 1992 Senti Richard (Richard l.) und 1993 Reichlin Ewald (Ewald l.). Für das 40. Jubiläumsjahr wurde Marquart Thomas (Thomas l.) einstimmig auserkoren. Er repräsentiert dem entsprechend den 20. Hofnarren der Schwarzen Engel von Flums.
Sogleich beginnen die Vorbereitungen für die Wahl des neuen Hofnarrs. Nachdem der Thronsessel bereitgestellt, der abtretende Hofnarr seine Wehmut über das verflossene Amtsjahr losgeworden ist, wird das Siegel der Bschluss-Truggä gebrochen. Gespannt warten alle An wesenden auf die Bekanntgabe des Vorschlages für den neuen Würdenträger.
Falls keine anderen Namensrufe erfolgen, schreitet man zur Wahl. Darauf werden dem Gewählten die Pflichten eines Hofnarrs vorgelesen, welche dieser mit der Hand auf der Brust anzunehmen hat.
Wer ist es?
Weiss auch nicht
Die schönsten Frauen im Keller kleiden den neuen Hofnarren ein. Ein jeder erweist diesem schliesslich die Ehre mit Knicks und mit der Kredenzung eines Schlückchens aus dem Narrenbecher.
Nach heftiger Gerichtsverhandlung kommt es schliesslich zur Urteilsverkündung Einst verlor ein Schlüsselgewaltiger seinen Käfigschlüssel Die Öffnung war dadurch stark in Frage gestellt. Man stelle sich vor, die Fasnacht hätte nicht stattfinden können. In der Zwinge befindend, stach man dem Angeklagten kurzerhand ein passendes Loch in eines seiner Ohrläppchen und hängte dort einen kleinen Schlüssel ein.
Vergessen wird er dies wohl nicht mehr so geschwind.
Zu erwähnen gilt es auch den Kellermeister mit seinen Mund schenken, welche die Anwesenden ständig à discrétion zu bewirten haben.
Im Weiteren amtet auch ein Pförtner. Er schliesst während der Hofnarrenwahl alle Türen ab, damit ja keine Seele von aussen das Prozedere beeinflussen kann. Der Träger des goldenen Löffels sorgt sodann mit seinen Mannen für das leibliche Wohl der Gäste. Und gäbe es unsere Hofnarrenmusik nicht, die Käfigöffnete wäre nur halb so schön! Deren Klänge verleiten die Anwesenden immer wieder zum gemütlichen Tänzchen und zum überhögglen. Allen sei herzlich gedankt.
Zum Schluss sei noch ein Wunsch angeführt. Nicht Dein Käse macht mich an, verehrtes Chäswyb. Nein...
Liebes Hedy, Deine Rosen-Chüechli sind für die Gaumen der Schwarzen Engel halt immer noch die Besten.